Gen-Weizen versagt im Freiland
Archivmeldung vom 29.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGentechnisch veränderter Weizen scheint im Freiland nicht das zu halten, was er verspricht. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der Universität Zürich in einer Studie im Fachmagazin PLoS. Unter idealen Bedingungen im Gewächshaus zeigte der Weizen normalen Wuchs und eine verbesserte Resistenz gegen Pilze. Unter Bedingungen im Freien wies das Getreide allerdings einen signifikant höheren Befall mit der extrem giftigen Pilzkrankheit Mutterkorn auf. Die Folge waren Ernteeinbußen von bis zu 50 Prozent.
"Für Ökologen sind die nunmehrigen Testergebnisse entlarvend", meint Christoph Then, Geschäftsführer von Testbiotech,
dem Institut zur unabhängigen Folgenabschätzung in der Biotechnologie,
gegenüber pressetext. "Es ist unverantwortlich, gentechnisch veränderte
Pflanzen derart schnell im Freiland auszusetzen. Wir fordern, dass
sogenannte Stresstests durchgeführt werden, bevor sie ins Freie kommen."
Mangelnde Risikoabschätzung
Then kritisiert, dass es bei der Risikoabschätzung gentechnisch veränderter Pflanzen eine große Sicherheitslücke gibt. "Bislang wissen wir viel zu wenig darüber, wie sich diese Pflanzen unter wechselnden Umweltbedingungen verhalten. Die zusätzlichen Gene unterliegen nicht der Kontrolle durch die natürliche Genregulation. Ihre Stabilität muss deshalb systematisch und unter wechselnden Bedingungen getestet werden", fordert Then.
Der Fachartikel weist auf ein generelles Problem
von gentechnisch veränderten Pflanzen hin. Es ist bekannt, dass die
natürliche Gen-Regulation der Pflanzen durch die zusätzlichen
Genkonstrukte gestört werden kann. Das bedeutet, dass bei Stress der
Pflanzenstoffwechsel aus der Bahn geraten kann. Mögliche Folgen können
unter anderem ein Anstieg giftiger Inhaltsstoffe, stärkerer
Schädlingsbefall oder Ernteausfälle sein.
Folgen kaum erforscht
"Trotz dieser Tatsachen sind die Reaktionen von gentechnisch veränderten Pflanzen auf unterschiedliche Umwelteinflüsse bisher kaum erforscht. Bevor man eine Pflanze im Freiland aussetzt, müssen verschiedene Einflussfaktoren in der Klimakammer untersucht werden", fordert Then. "Und davon gibt es hunderte verschiedene", erklärt der Experte.
Daher stimmt Testbiotech den Schweizer Forschern nicht zu, die die Reaktionen der Pflanzen vor allem im Freiland testen wollen. "Freilandbedingungen erlauben keine systematische Untersuchung bestimmter Einflussfaktoren. Die äußeren Bedingungen hängen zu stark von Zufällen ab. Extreme Umwelteinflüsse wie wechselnde klimatische Bedingungen können im Gewächshaus besser simuliert werden, als durch den Anbau der Pflanzen im Freiland."
"Entsprechende Tests für die Risikoprüfung müssen von gentechnisch veränderten Pflanzen bindend vorgeschrieben werden", fordert Then. Ein entsprechendes Crash-Test-Konzept stellte der Verein bereits im Oktober 2009 vor.
Quelle: pressetext.deutschland Wolfgang Weitlaner