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Schreiadler-Männchen "Dieter" im Libanon getötet

Archivmeldung vom 04.12.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.12.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Schreiadler auf Baum
Schreiadler auf Baum

Bild: Bernd-Ulrich Meyburg

Schreiadler sind Deutschlands bedrohteste Adlerart und werden mit großem Aufwand geschützt. Insgesamt brüten noch etwas mehr als 100 Paare verteilt auf die Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Doch die Schutzbemühungen hierzulande werden immer wieder durch illegale Abschüsse zunichte gemacht. Letztes bestätigtes Opfer ist das Adler-Männchen "Dieter", das Anfang Oktober im Libanon von Wilderern getötet wurde. "Dieter" brütete in den letzten Jahren im Landkreis Vorpommer-Rügen, wo er mit seiner Partnerin seit 2009 insgesamt drei Mal erfolgreich brütete, zuletzt zog das Paar im Sommer 2018 in einer Buche einen Jungvogel auf.

Ornithologen hatten "Dieter" im Jahr 2009 einem Peilsender umgeschnallt, mit dem sie mehr als 9 Jahre lang seine Flugbewegungen verfolgten, darunter auch den jährlichen Zug ins Winterquartier. Am Morgen des 10. Oktober übermittelte der Sender Dieters letzte Position, kurz bevor ihn offenbar Schüsse aus einem Jagdgewehr trafen. Ort des Abschusses ist das Dorf Aadbil im Norden des Libanon, einem der weltweit wichtigsten Konzentrationspunkte für den Vogelzug und eine der Hochburgen der Wilderei im Mittelmeerraum.

Naturschützer gehen davon aus, dass jedes Jahr etwa 5.000 Schreiadler im Libanon getötet werden. Diese schockierende Schätzung ist das Ergebnis einer gemeinsamen Recherche des Komitees gegen den Vogelmord und des Journals Der Falke. Die Schätzung beruht auf der Auswertung und Zusammenführung zahlreicher Indizien. Funde abgeschossener Adler, Augenzeugenberichte, Daten beringter und besenderter Vögel, Trophäenfotos und Statistiken von Pflegestationen gingen in die Auswertung ebenso ein wie eine Analyse der Zugintensität- und dichte von Schreiadlern in der Region. "An Tagen mit starkem Durchzug kann es bereits an einem einzigen Konzentrationspunkt zum Abschuss von hunderten Adlern kommen", warnen die Autoren Thomas Krumenacker und Axel Hirschfeld.

Das Komitee gegen den Vogelmord fordert einen stärkeren politischen Druck auch aus der Europäischen Union auf die Regierung im Libanon. "Denn in zahlreichen Ländern der EU werden mit erheblichen Summen Maßnahmen zum Erhalt der Art unterstützt. Diese verpuffen buchstäblich im Pulverdampf der Vogeljäger", kritisieren die Autoren.

Ihre Recherche erscheint in der Dezember-Ausgabe des Journals Der Falke.

Quelle: Komitee gegen den Vogelmord e. V. (ots)

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