Der Stör kehrt in die Oder zurück!
Archivmeldung vom 15.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Rahmen eines gemeinsam von Deutschland und Polen durchgeführten Wiederansiedlungsprojektes wurden gestern die ersten von 2000 Jungstören bei Hohensaaten in die Oder ausgesetzt. Damit kehren nach Jahrzehnten die ersten Exemplare dieser Art in das deutsche Einzugsgebiet der Oder zurück.
Im Mai 2007 wurde eine erste
Besatzmaßnahme mit Jungstören bereits von polnischer Seite in einem
Oderzufluss durchgeführt. "Die Maßnahme gilt als ein wichtiger
Meilenstein auf dem Weg zur Rückkehr der Störe in den Ostseeraum und
ist ein entscheidender Schritt in unseren Bemühungen zum Schutz der
globalen Biodiversität", sagte Prof. Dr. Hartmut Vogtmann, Präsident
des Bundesamtes für Naturschutz.
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördert mit Mitteln des
Bundesumweltministeriums seit Mitte der 1990er Jahre ein Projekt zum
Wiederaufbau von Beständen des europäischen Störs in deutschen
Flüssen und Meeresgebieten der Nord- und Ostsee. Das Projekt ist
Bestandteil einer langfristigen Strategie zum Aufbau sich selbst
reproduzierender Bestände heimischer Störarten, nachdem diese durch
zu intensive Fischerei und mit zunehmender Gewässerverbauung und
-verschmutzung seit Mitte des 19. Jahrhunderts einen massiven
Bestandseinbruch erfahren haben. Ziel der heutigen Besatzmaßnahme ist
es, den zurzeit als ausgestorben bzw. als verschollen geltenden
Ostseestör (Acipenser oxyrinchus) in seinem ursprünglichen
Verbreitungsgebiet der Ostsee und seinen Zuflüssen wiederanzusiedeln.
Eine Voraussetzung für die Rückkehr des Störs ist der Erhalt und die
Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume verbunden mit einem
integrierten, ökologisch ausgerichteten Flussgebietsmanagement. Die
Bedeutung von naturnahen Flussgebieten für den Artenschutz kommt auch
in dem Besatzort zum Ausdruck. Das Untere Odertal mit seinem
Nationalpark und dem polnischen Landschaftsschutzpark ist die letzte
großräumige Überflutungsaue Mitteleuropas. Sie soll die Kinderstube
für die jungen Störe werden.
Sich selbst erhaltende Bestände des Störs sollen in Zukunft als
Leit- und Indikatorart für naturnahe Gewässer auch in anderen
deutschen Flüssen und Meeresgebieten wieder aufgebaut werden.
Maßnahmen zum Schutz der Störe sollen auch anderen, weniger
prominenten Wanderfischarten helfen, indem wichtige Lebensräume für
deren Bedürfnisse wiederhergestellt werden. Eine wesentliche
Vorraussetzung zum Schutz wandernder Fischarten bildet die
Passierbarkeit der Flüsse sowie ein Netzwerk von Schutzgebieten zur
Erhaltung der wichtigsten Lebensräume dieser Arten.
Das Projekt wird unterstützt durch eine Förderung des
Bundesforschungsministeriums und des Landes Mecklenburg-Vorpommern
sowie der Gesellschaft zur Rettung des Störs e.V. Es wird
durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Berliner Leibniz-Institut für
Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), der
Landesforschungsanstalt für Fischerei Mecklenburg-Vorpommern und
polnischen Partnern, u.a. dem Institut für Binnenfischerei Olsztyn.
Wichtig für den Erfolg des Projekts ist die frühzeitige
Beteiligung aller Nutzer- und Interessensgruppen. BfN-Präsident
Vogtmann lobt in diesem Zusammenhang besonders die Bereitschaft der
Berufs- und Sportfischer, das Projekt zu unterstützen und sieht es
als gutes Beispiel für eine gelungene Kooperation von Naturschutz und
Fischerei. Diese Kooperation sei genau im Sinne der UN-Konvention
über die biologische Vielfalt, die den Schutz und die nachhaltige
Nutzung der Natur gleichermaßen im Blick habe, so Vogtmann. Der
BfN-Präsident wies daraufhin, dass im Mai 2008 Deutschland der
Gastgeber für die 9. Vertragsstaatenkonferenz über die biologische
Vielfalt sein wird, dort stehe auch die Meeresbiodiversität auf der
Tagesordnung. In Bonn werden 8000 Teilnehmer aus 190 Staaten
erwartet.
Quelle: Pressemitteilung Bundesamtes für Naturschutz