Enge Klima-Kopplung von Land und Ozean steuert Regenfall in Afrika
Archivmeldung vom 22.03.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Regenfall im tropischen Afrika hängt eng mit der Temperaturdifferenz zwischen dem Land und dem tropischen Atlantik zusammen. Diese Ergebnisse veröffentlichen holländische und deutsche Forscher jetzt in der Fachzeitschrift Science.
Sie nutzten dazu eine neue Methode, mit der erstmals detailliert vergangene Temperaturentwicklungen für das Land rekonstruiert werden können. Ihre Ergebnisse erlauben Rückschlüsse auf zukünftige Klimaszenarien im tropischen Afrika.
"Unsere Arbeiten zeigen, dass die Temperatur in Zentral-Afrika über die
vergangenen 25.000 Jahre weitaus stärker anstieg als die Wassertemperatur des
tropischen Atlantiks", erklärt Dr. Enno Schefuß, der als Mitarbeiter des
DFG-Forschungszentrums Ozeanränder in Bremen maßgeblich an der Studie beteiligt
war. Während heutzutage Land und Meer etwa gleich warm sind, war der
Temperaturunterschied in der letzten Eiszeit wesentlich größer. Das Land war 4°C
kälter als heute, das Ozeanwasser jedoch nur etwa 2,5°C. Dieser stärkere
Temperaturkontrast hatte große Folgen für das Klima, insbesondere die Regenmenge
in Afrika. Ein Vergleich mit bestehenden hydrologischen Daten zeigte: Je kälter
das Land im Vergleich zum Ozean war, umso weniger Regen fiel. Denn: Kühlt sich
die Luft über dem Land ab, so sinkt sie nach unten und behindert den Transport
feuchter Meeresluft aufs Land. Umgekehrt sorgt eine Erwärmung des Landes für
mehr Regenfall.
Um die schwer zugänglichen Temperaturdaten aus der
Vergangenheit für das Land entschlüsseln zu können, bedurfte es einiger
Detektivarbeit. Im Meer sind es vor allem die am Meeresboden abgelagerten
Überreste von Algen, die Informationen über Umweltbedingungen gespeichert haben.
"Die Sedimentschichten am Meeresboden sind säuberlich gestapelt und lassen sich
wie ein Buch über die Vergangenheit lesen" erklärt Dr. Enno Schefuß. "An Land
dagegen sind solche Klima-Archive selten und wo vorhanden, meist unvollständig.
Böden enthalten zwar Informationen über das Klima, aber die Erosion reißt
sozusagen immer wieder Seiten aus dem Buch heraus."
Bodenmaterial
mitsamt den darin enthaltenen Informationen wird jedoch ständig durch große
Flüsse ins Meer transportiert. So finden sich am Meeresboden nicht nur
umfangreiche und durchgängige Informationen über die Meeresumwelt, sondern auch
über das, was im Einzugsgebiet der Flüsse an Land geschah. Diesen Umstand
nutzten die Forscher, mit einer neu entwickelten Methode, die es erstmals
erlaubt, die Temperaturentwicklung an Land für lange Zeiträume aus
Meeressedimenten zu rekonstruieren. Der Erstautor der Studie, Johan Weijers fand
heraus, dass Bodenbakterien bestimmte organische Verbindungen produzieren, deren
Struktur im Wesentlichen von der Temperatur abhängt. Die Methode wurde am Royal
Netherlands Institute for Sea Research in Texel entwickelt und erlaubt es somit,
die Temperaturen im Meer direkt mit den Klimadaten von Land zu vergleichen.
Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass der Temperaturunterschied
zwischen Meer und Land nicht nur während der langfristigen Entwicklung des
Klimas bestimmend für den Regenfall war, sondern auch bei raschen Klimawechseln
gearbeitet hat. "Daraus folgen zwei Szenarien, wie sich das Klima in dieser
Region in Zukunft weiter entwickeln kann", führt Schefuß weiter aus. Eine
weitere globale Erwärmung allein würde das Land mehr aufheizen als den Ozean -
es würde zu mehr Regen kommen. Falls es jedoch zu einer weiteren Abschwächung
des Golfstroms kommt, würde sich der tropische Ozean stark erwärmen. Dies hätte
weitaus weniger Regenfall in Zentral-Afrika zur Folge, mit allen Konsequenzen
für die dortigen Lebensbedingungen.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.