Greenpeace-Aktivisten demonstrieren bei schwimmendem Atomkraftwerk auf der Ostsee
Archivmeldung vom 03.05.2018
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Freigeschaltet durch André OttGreenpeace-Aktivisten protestieren heute beim schwimmenden russischen Atommeiler "Akademik Lomonosov", der derzeit durch die deutsche Ostsee geschleppt wird. "Stoppt schwimmendes Tschernobyl - schützt die Arktis" fordern die Umweltschützer auf einem Banner an Bord des Greenpeace-Schiffes Beluga 2. Die Beluga 2 begleitet den aus St. Petersburg stammenden AKW-Lastkahn auf seiner Fahrt nach Murmansk durch die Ostsee.
Greenpeace kritisiert die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen an Bord und die Gefahr eines Atomunfalls auf See. "Auf einem kaum geschützten Ponton wird die Risikotechnologie Atom noch riskanter. Das ist Irrsinn", sagt Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital. Ohne eigenen Antrieb ist die schwimmende Konstruktion besonders anfällig für Stürme und raue See. Die zwei Reaktoren an Bord haben keine Betonhülle und würden höchstens dem Absturz eines Hubschraubers standhalten.
Das schwimmende Atomkraftwerk soll künftig Strom für die Ausbeutung von Öl- und Gasvorkommen in der Arktis liefern. Um die Reaktoren an ihrem entlegenen sibirischen Zielhafen Pewek betreiben zu können, ist auch ein atomares Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll auf dem Schiff. Abgebrannte Brennelemente sollen dort bis zu zwölf Jahre gelagert werden. "Das schraubt die Gefahr eines Atomunfalls auf ein unbekanntes Niveau", sagt Smital. "Selbst Atom-U-Boote kommen zum Brennstoffwechsel in die Werft. Hoch radioaktive Abfälle über viele Jahre an Bord zu lagern und zu wechseln, womöglich unter widrigsten arktischen Wetterbedingung, widerspricht jedem Sicherheitsdenken."
Die "Akademik Lomonosov" als Prototyp für eine weltweite Nuklear-Flotte
Der Stapellauf der "Akademik Lomonosov" gilt als Startsignal für eine weltweit neue nukleare Nutzung. Zum einen will Russland zukünftig mehrere Schwimmmeiler einsetzten, um territoriale Ansprüche zu sichern und die Öl- und Gasvorkommen in der Arktis auszubeuten. Diese werden in der Russischen Strategischen Energieplanung bis 2035 auf 90 Milliarden Tonnen Öl-Äquivalent geschätzt, fast 300-mal mehr, als das Brent-Ölfeld in der Nordsee seit 1975 geliefert hat. Auch enorme Mengen von Erdgas werden genannt: 74 Billionen Kubikmeter.
Der staatliche russische Betreiber "Rosatom" plant zudem, mit den riskanten mobilen Meilern neue Kundenkreise zu erschließen. Laut russischen Medien haben 15 Länder, darunter China, Algerien, Indonesien, Malaysia und Argentinien Interesse an schwimmenden Anlagen gezeigt, um entlegene Regionen mit Strom zu versorgen oder fossile Rohstoffe auszubeuten. "Über alle Weltmeere könnten so in Zukunft schwimmende AKW mit hochradioaktiven Zwischenlagern schippern", so Smital.
Quelle: Greenpeace e.V. (ots)