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Artenschutzkriminalität in Bayern: Behörden gehen verstärkt gegen Vogel-Wilderei und illegalen Handel mit Trophäen und Federn vor

Archivmeldung vom 13.04.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.04.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Bild: Komitee gegen den Vogelmord e. V. Fotograf: Alexander Heyd
Bild: Komitee gegen den Vogelmord e. V. Fotograf: Alexander Heyd

Naturschutzverbände, Polizei und Justiz gehen verstärkt gegen die illegale Verfolgung und Vermarktung geschützter Vogelarten in Bayern vor. Wie die Erfassungs- und Dokumentationsstelle für Greifvogelverfolgung und Artenschutzkriminalität (E.D.G.A.R.) mitteilt, wurden seit dem Jahr 2010 insgesamt 185 Fälle mit mehr als 450 Opfern im Freistaat registriert.

Dabei handelte es sich 93 Mal um gezielte Vergiftung, 30 Mal um Abschuss, 27 Mal um Fang bzw. Nachstellen mit verbotenen Fallen und 35 Mal um sonstige Tatbestände wie illegaler Besitz und Verkauf von Vogel-Präparaten oder die mutwillige Zerstörung von Nestern. Getötet bzw. vermarktet wurden dabei vor allem Greifvögel wie Rotmilane, Habichte und Bussarde, aber auch andere Arten wie Waldschnepfen, Reiherenten, Eichelhäher sowie Grau- und Silberreiher. "Das Dunkelfeld ist sehr hoch, wir gehen davon aus, dass höchstens 10 Prozent aller begangenen Taten auch bekannt werden", so Biologe und Komiteesprecher Karl Heinz Kreutzer aus Augsburg.

Besonders stark betroffen sind die Landkreise Landshut (13 Fälle seit 2010), Dingolfing (11 Fälle), Straubing-Bogen (10 Fälle) und Freising (8 Fälle). Im ersten Quartal 2021 wurden in Bayern bisher 12 Fälle bekannt. Darunter auch eine mutmaßliche Vergiftungsserie im Landkreis Straubing-Bogen, wo die Polizei Ende März nach Hinweisen von Spaziergängern vier tote Bussarde, einen Silberreiher und verdächtige Köder sicherstellte. Am vergangenen Freitag (9. April) wurde bei Obersunzing von Mitarbeitern des Komitees gegen den Vogelmord ein weiterer toter Greifvogel entdeckt und von der Polizei geborgen. Die Vögel sollen von Experten der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München auf Giftrückstände untersucht werden.

Nach Angaben des Komitees haben Mitarbeiter des Verbandes in den letzten Monaten auch umfangreiche Beweise für den illegalen Handel mit geschossenen Waldschnepfen, Eichelhähern, Enten und anderen Vogelarten zusammengetragen. Betroffen sind insgesamt 14 Präparatoren und Jagdausrüster aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter auch fünf Firmen aus Bayern. So ermitteln die Staatsanwaltschaften Deggendorf und Landshut gegen zwei Jäger, die unter Verletzung bestehender Vermarktungsverbote einen umfangreichen Handel mit gefrorenen Rabenvögeln und Enten betrieben haben. Bei Durchsuchungen der Wohn- und Geschäftsräume der Beschuldigten wurden Anfang des Jahres mehr als 150 gefrorene Vogelkadaver, Datenträger sowie Geschäftsunterlagen der letzten drei Jahre sichergestellt.

Zwei Trophäenhändler aus Nürnberg und dem Kreis Traunstein wurden von den Vogelschützern angezeigt, weil sie verschiedene besonders und streng geschützte Arten als Präparate im Internet zum Verkauf angeboten hatten. Unter den angebotenen Arten befanden sich auch ausgestopfte Greifvögel. Auch hier ermitteln nun die Behörden.

Die Staatsanwaltschaft München II ermittelt aktuell gegen eine Firma für Trachtenmoden. Der Verdacht: Illegaler Handel mit Federn von Eichelhähern, die u.a. zu Hutschmuck verarbeitet wurden. Insgesamt geht es um mehr als 90 einzelne Verkäufe, deren Rechtmäßigkeit jetzt überprüft wird.

Im Falle einer Verurteilung erwarten die Beschuldigten wegen Verstößen gegen das Bundesnaturschutzgesetz und das Jagdrecht hohe Geldstrafen; der mögliche Strafrahmen reicht bis zu fünf Jahren Haft. Jägern droht zusätzlich der Entzug der Jagderlaubnis. Das Komitee ruft dazu auf, verdächtige Funde oder Verkaufsangebote entweder an die Polizei oder an die bundesweite Hotline "Greifvogelverfolgung" (Telefon: 0228-665521, Email an [email protected]) zu melden.

Quelle: Komitee gegen den Vogelmord e. V. (ots)

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