BUND-Gutachten: Abscheidung und Endlagerung von CO2 aus Kohlekraftwerken birgt enorme Risiken
Archivmeldung vom 18.11.2010
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Freigeschaltet durch Fabian PittichDie Endlagerung von Kohlendioxid aus Kohlekraftwerken oder der Industrie in tiefe Erdschichten, die sogenannte CCS-Technologie (carbon dioxide capture and storage), kann zur Versalzung des Grundwassers führen. Die hohen Drücke, die zur Verpressung des CO2 in die Tiefe erforderlich sind, können außerdem Leckagen oder Erdbeben verursachen.
Entweichendes Kohlendioxid, das sich in Senken oder Tälern ansammelt, könnte zur Gefahr für die Bevölkerung werden. Das sind die wichtigsten Ergebnisse eines geologischen Gutachtens, das der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) heute in Berlin vorgestellt hat. Der Umweltverband forderte, dass das Gesetz zur Errichtung von Anlagen mit CCS-Technologie, das derzeit unter Hochdruck von Kanzleramt, Bundeswirtschafts- und Bundesumweltministerium vorangetrieben wird und noch im November vom Kabinett verabschiedet werden soll, diesen Sicherheitsrisiken Rechnung trägt.
Robert Pörschmann, BUND-Energieexperte: "Das CCS-Gesetz darf nicht verabschiedet werden, wenn die Sicherheit für Mensch und Umwelt nicht gewährleistet werden kann. Neben den massiven Gefahren ist CCS auch ineffizient, weil es den Wirkungsgrad der Kohlekraftwerke um etwa 30 Prozent verschlechtert und mehr Kohle verbrannt werden muss, um die gleiche Menge Strom zu erzeugen wie in Kraftwerken ohne CCS. Diese Technologie dient vor allem dazu, klimaschädlichen Kohlekraftwerken ein grünes Image zu geben und den Neubau solcher Anlagen zu legitimieren."
Bislang könne nicht nachgewiesen werden, dass die vor allem in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt geplanten CO2-Lagerstätten dicht seien, sagte Ralf Krupp, Geologe und Autor des heute vorgestellten BUND-Gutachtens. Die angewendeten Rechenmodelle seien nicht geeignet, einen entsprechenden Sicherheitsnachweis zu führen.
Krupp: "Umfangreiche Darstellungen der CO2-Speicher in Rechenmodellen und Computer-Grafiken täuschen oft einen Wissensstand vor, der in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Die Ergebnisse dieser Rechenmodelle beruhen zumeist auf nicht dokumentierten Annahmen und sind im Regelfall weder valide noch verifizierbar. Auf dieser Grundlage CO2-Lagerstätten einzurichten, ist nicht zu verantworten."
Laut dem BUND-Gutachten werde das in Deutschland vorhandene geologische Fassungsvermögen für Kohlendioxid weit überschätzt. Für den CO2-Ausstoß deutscher Kohlekraftwerke reiche es höchstens für einen Zeitraum von etwa 27 Jahren. Dabei seien konkurrierende Nutzungen des Untergrundes wie zum Beispiel für den Abbau von Erzen oder zur Gewinnung von erneuerbaren Energien wie Geothermie sogar noch unberücksichtigt geblieben. Außer in Brandenburg und Sachsen-Anhalt haben auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein Bürgerinitiativen und Umweltverbände, darunter der BUND und seine Landesverbände, mehrfach gegen die Pläne zur CO2-Endlagerung protestiert.
Quelle: BUND