Für Hühnchen-Futter brennt der Regenwald
Archivmeldung vom 29.04.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlGegen einen Frachter mit Soja aus dem Amazonas-Gebiet protestieren 70 Greenpeace-Aktivisten aus ganz Europa, darunter auch Deutsche, heute im Amsterdamer Hafen. Kletterer malen "Forest crime" (Verbrechen am Urwald) auf einen Soja-Speicher und befestigen Transparente an einem Entladekran. Der Grund für die Aktion: Für den Anbau von Soja wird immer mehr bedrohter Regenwald vernichtet.
Der Frachter "Flecher" liefert nach Greenpeace-Recherchen
53.000 Tonnen Soja aus den brasilianischen Bundesstaaten Mato Grosso,
Rondonia und Pará. Die Fracht gehört dem US-Agrarkonzern Cargill. Er
kauft die Sojabohnen in Amazonien und verarbeitet sie in Amsterdam zu
Schrot und Öl. Diese dienen vorwiegend als Futter für Schweine,
Rinder oder Hühner in Europa.
"Cargill zerstört den Urwald, damit das Kilo Fleisch in Europa
möglichst billig ist", sagt Greenpeace Waldexperte Oliver Salge in
Amsterdam. "Für eine solche Schiffsladung Soja müssen 19.000 Hektar
Urwald gerodet werden, eine Fläche von 26.000 Fußballfeldern.
Greenpeace verlangt von Cargill, keine Soja aus dem Amazonas-Gebiet
mehr zu kaufen. Der Schutz des Urwaldes ist wichtiger als billiges
Futter für die skandalöse Massentierhaltung in Europa."
Deutschland importiert jährlich über drei Millionen Tonnen Soja
aus Brasilien. Ein Großteil wird aus Holland eingeführt, das Schrot
mit Binnenschiffen nach Deutschland geliefert. Ein wichtiger Abnehmer
sind die Raiffeisen-Werke, die es ins Tierfutter mischen und an
Landwirte verkaufen.
Erst am 7. April protestierte Greenpeace mit Schlauchbooten gegen
den Frachter "W-One", der ebenfalls Sojabohnen aus dem
brasilianischen Regenwald nach Amsterdam brachte. In einem Gespräch
zwischen Greenpeace und der Konzernleitung von Cargill vergangene
Woche in Washington, D.C., weigerte sich Cargill, den Einkauf von
Amazonas-Soja zu stoppen.
Anfang April veröffentlichte Greenpeace den Report "Eating up the
Amazon (Wir essen Amazonien auf)". Er zeigt, wie die
Massentierhaltung in Europa die Urwaldzerstörung vorantreibt. Der
Report dokumentiert zum Beispiel die Schritte von der Urwald-Rodung
bis zum Chicken McNuggets von McDonalds in Großbritannien. Die
US-Agrarkonzerne Cargill, ADM und Bunge kontrollieren 60 Prozent der
Sojaproduktion in Brasilien und mehr als drei Viertel der
Soja-Verarbeitung in Europa.
Die Brandrodung für den Soja-Anbau vernichtet den Lebensraum der Ureinwohner, der Pflanzen und Tiere. Zudem gefährdet sie das Weltklima. Die Soja-Farmer eignen sich das Land oft illegal an und vertreiben die Bewohner gewaltsam. Nach der Brandrodung kommen häufig Sklaven zum Einsatz: entrechtete Menschen, die in abgelegenen Regionen wie Arbeitstiere gehalten werden. Die Soja-Monokulturen verursachen Bodenerosion, außerdem werden große Mengen von chemischem Dünger und Pestizide eingesetzt.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.