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Zur Sitzung des EU-Fischereirats in Luxemburg, 20./21. Juni 2005

Archivmeldung vom 20.06.2005

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.06.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Etikettenschwindel bedroht Delfine. WWF: Auch „Schwebenetze“ gehören zu den EU-weit im Mittelmeer geächteten Treibnetzen. In dieser Woche entscheiden die EU-Fischereiminister auf ihrer Ratssitzung in Luxemburg unter anderem darüber, künftig im Mittelmeer so genannte „Schwebenetze“ einsetzen zu dürfen.

Nach Ansicht des WWF besteht die Gefahr, dass damit die bereits seit mehreren Jahren EU-weit im Mittelmeer für den Fang verschiedener Tunfischarten verbotenen Treibnetze unter einem neuen Namen wieder eingeführt werden. Denn dabei handelt es sich laut WWF- Fischereireferentin Heike Vesper um nichts anderes als Treibnetze, die mit einem Anker versehen werden. Länder wie Frankreich und Italien befürworten eine solche Fischereimethode. Sie haben Treibnetze noch immer nicht vollkommen gebannt. Heike Vesper: „Treibnetze können bis zu zehn Kilometer lang sein und treiben wie nahezu unsichtbare Gardinen im Wasser. Dadurch gefährden sie Delfine, Haie und andere Meeresbewohner. Die Tiere verfangen sich in den Netzen und sterben einen qualvollen Tod.“

Jedes Jahr fallen dieser Art der Fischerei, die in Gewässern außerhalb der EU noch bis Sommer 2005 erlaubt ist, alleine im südwestlichen Mittel- meer 3.000 bis 4.000 der Gemeinen Delfine und der bedrohten Streifen- Delfine zum Opfer. An die 100.000 Haie sterben jedes Jahr auf diese Weise, darunter Blau-, Makrelen- und Drescher-Haie. Die Treibnetzfischerei im Mittelmeer war aus diesem Grund bereits 2002 EU-weit verboten worden. „Wenn die EU-Minister die neuen Schwebenetze zulassen, dann tragen sie zum Etikettenschwindel im Mittelmeer bei und widersprechen ihrer eigenen Gesetzgebung. Das wäre ein echter Skandal“, empört sich Heike Vesper. Die Fischereireferentin weist darauf hin, dass der Abbau der Treibnetzfischerei in den vergangenen Jahren innerhalb der EU sogar bewusst subventioniert wurde. „Es ist einfach unverschämt, dass sich die Nutznießer dieser Subventionen durch die Hintertür wieder für die Treibnetzfischerei stark machen“, sagt Heike Vesper.

Nach Ansicht des WWF verschleiern die Schwebenetze den Charakter herkömmlicher Treibnetze. Schwebenetze seien zwar mit einem Anker versehen, würden allerdings bis zur Wasseroberfläche auftreiben - dieser „Gardinen-Effekt“ mache für die bedrohten Meerestiere keinen Unterschied. „Solch ein Netz funktioniert in der Praxis wie herkömmliche Treibnetze und gefährdet Delfine, Haie und andere Arten, die eigentlich gar nicht mitgefischt werden sollen“, stellt Heike Vesper klar. Um die genannten Tierarten zu schützen, muss nach Ansicht des WWF das schon bestehende Verbot für gefährliche Fangmethoden wie die Treibnetzfischerei unbedingt erhalten bleiben.

Quelle: Pressemitteilung des WWF

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