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War es ein guter Winter für die Bienen? Umfrage zu Bienenverlusten startet in Kürze

Archivmeldung vom 21.03.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.03.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bienenstock (Symbolbild)
Bienenstock (Symbolbild)

Bild: Ilse / pixelio.de

Für die kommenden Tage haben die Meteorologen bundesweit stabiles Frühlingswetter vorausgesagt. Dann wird in den Imkereien eine gründliche Durchsicht der Bienenvölker nach dem Winter möglich sein, um die in jedem Frühjahr mit Spannung erwartete Frage beantworten zu können: Wie viele der Völker haben den Winter gut überstanden?

Die Antworten darauf fließen in die jährliche Online-Umfrage ein, die das Fachzentrum Bienen und Imkerei in Mayen in Kürze starten wird, um damit eine repräsentative Aussage zur Überwinterung von Honigbienen in Deutschland treffen zu können. Ergebnisse werden allerdings nicht vor Ende April erwartet.

Prognosen deuten auf erhöhte Sterblichkeit hin

Erste Prognosen zur Überwinterung hatte das Mayener Bieneninstitut bereits im Herbst 2018 abgegeben, nachdem es die Meldungen von 10.120 Imkereien ausgewertet hatte. Nach diesen waren im Spätsommer/Herbst von den berücksichtigten 142.500 Völkern 3,5 Prozent eingegangen. Dieser Wert lag leicht unter dem Mittelwert der letzten Jahre und ließ aber auf eine bundesweite Wintersterblichkeit von ca. 13 bis 17 Prozent schließen. Bestätigt sich diese Prognose bei der jetzigen Umfrage, so wären dies für Deutschland immerhin zwischen 119.000 und 155.000 von insgesamt rund 915.000 gemeldeten Völkern, die den Winter nicht überlebt hätten. Sicherlich gibt es dabei regionale Unterschiede. "Wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse", betont der Geschäftsführer des Deutschen Imkerbundes e.V. (D.I.B.), Olaf Lück "denn in Zusammenarbeit mit den Bieneninstituten leiten wir daraus die Handlungsempfehlungen für die Imkerinnen und Imker ab."

Bienen-Monitoring liefert wissenschaftliche Basis

Immer wieder sterben zu viele Bienenvölker im Winter. Warum es besonders in den letzten Jahrzehnten immer häufiger vorkommt, dass die Sterberate über dem "Normalmaß" von zehn Prozent liegt, damit beschäftigen sich bereits seit 2004 Wissenschaftler an neun deutschen Bieneninstituten in einem gemeinsamen Monitoring-Projekt, das von Bund und den meisten Bundesländern finanziert wird. Heute sind die Ursachen dieser periodisch auftretenden Überwinterungsverluste dadurch teilweise bekannt und Spekulationen über mögliche Auslösefaktoren kann auf wissenschaftlicher Basis begegnet werden. Sämtliche Daten werden vor Ort mit den Imkern erhoben und sichern damit einen praxisorientierten Ansatz. Diese flächendeckende Untersuchung wird seit Jahren durch die Daten ergänzt, die mit Hilfe der vom Mayener Bieneninstitut durchgeführten Online-Befragung geliefert werden.

Viele Faktoren kommen zusammen

Durch die gesammelten Erkenntnisse weiß man heute, dass viele Faktoren die Bienengesundheit beeinflussen. Wichtig für einen Überwinterungserfolg ist in erster Linie der Zustand der Bienen im Verlauf des Jahres. Zum Beispiel ist der Befallsgrad der Völker mit dem Parasiten Varroamilbe entscheidend. Ein fehlendes und abwechslungsreiches Nahrungsangebot besonders im Spätsommer bis zum Herbst, Einflüsse durch chemischen Pflanzenschutz sowie veränderte klimatische Bedingungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Lück: "Finden Bienen im Spätsommer und Herbst nicht ausreichend pollen- und nektarspendende Pflanzen für die Ernährung der letzten Brut vor der Winterpause, so können sich die daraus entstehenden Jungbienen nicht zu widerstandsfähigen Winterbienen entwickeln. Das Ergebnis sehen Imkerinnen und Imker dann erst im Frühjahr. Entweder überstehen solche Völker den Winter gar nicht oder sind so geschwächt, dass der Imker sie mit anderen Völkern vereinigen muss."

Verluste nicht nur für Bienen

Sollten sich die Prognosen bestätigen, so hat dies Auswirkungen in verschiedener Hinsicht, sagt Lück: "Es werden weniger Bienen im Frühjahr zur Bestäubung vieler Kultur- und Wildpflanzen zur Verfügung stehen und das hat unmittelbare Auswirkungen sowohl auf die Quantität und Qualität der Erträge vieler Nutzpflanzen, wie Obst und Gemüse, als auch auf die Artenvielfalt der Wildpflanzen. Zum anderen können hohe Verluste Einfluss auf die Frühjahrsernte bei Honig haben. Das spüren dann jene Verbraucher, die deutschen Honig bevorzugen."

Gemeinsames Handeln ist notwendig

Aus den bisherigen Erkenntnissen hat man, was die Varroa betrifft, gute Lösungsansätze in ausgereiften Behandlungskonzepten gefunden. Allerdings können diese aufgrund klimatischer Veränderungen und starker Schwankungen nicht immer wirksam eingesetzt werden können. Der D.I.B. hat deshalb gemeinsam mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium ein Forschungsprojekt gestartet, in dem auf züchterischem Wege die Honigbienen befähigt werden sollen, mit dem Parasiten fertig zu werden.

"Was die übrigen Ursachen, wie z. B. Nahrungsmangel und chemischer Pflanzenschutz betrifft, haben wir nur eine Chance, wenn wir gemeinsam nach Lösungen suchen. Und jeder Bürger in unserer Gesellschaft trägt ein gutes Stück Verantwortung durch sein Handeln", appelliert Lück.

Quelle: Deutscher Imkerbund e. V. (ots)

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