Meteoritengefahr auf dem Mond
Archivmeldung vom 27.05.2013
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.05.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWie ernst ist die Meteoritengefahr auf dem Erdtrabanten, fragt Boris Pawlischtschew in seinem Betrag bei Radio "Stimme Russlands". Russland und andere Staaten haben vor, dort ständige bemannte Basen zu errichten. Wie dem auch sei, die Raumfahrtbehörden berichten von den Gefahren, die dem Menschen auf dem Mond auflauern können, nicht gern. Der jüngste Einschlag eines Himmelskörpers auf dem Erdsatelliten machte nun diese Gefahr deutlich. Weiterlesen: http://german.ruvr.ru/2013_05_27/Meteoritengefahr-auf-dem-Mond/
Weiter heißt es im Beitrag: "Der Meteorit prallte gegen die dunkle Seite des Mondes an, sodass das Aufblitzen von der Erde aus wie ein Stern der Größenklasse 4 aussah. Der Zwischenfall ereignete sich noch am 17. März, wurde aber von der NASA erst vor kurzem publik gemacht. Die Forscher errechneten die Dimensionen des Raumbrockens: Er muss knapp 0,5 Meter gemessen und 40 Kilogramm gewogen haben. Seine Geschwindigkeit habe sich auf über 25 Meter pro Sekunde belaufen. Bei der Kollision habe sich ein Krater mit einem Durchmesser von 20 Metern gebildet. Das sei mit einer Explosion von 5 Tonnen TNT zu vergleichen.
Das ist das größte der rund 300 Steinstücke, die auf den Mond seit 2005, dem Anfang der ständigen Beobachtung, gefallen sind. Man stelle sich nur vor, was wäre, wenn ein 40 Kilogramm schwerer Stein einen bemannten Stützpunkt träfe. Es sei daran erinnert, dass der Mond keine Atmosphäre hat, die die riesige Geschwindigkeit verringern könnte.
Der ganze Mond sei zwar mit Kratern übersät, die Wahrscheinlichkeit, dass ein großer Himmelskörper eine konkrete Stelle treffe, sei aber geringfügig, sagt Wladimir Surdin, Dozent der Fachrichtung Astronomie an der Fakultät für Physik der Staatlichen Universität Moskau:
„Für die Kosmonauten auf dem Mond stellt das keine Gefahr dar. Solch große Meteoriten fallen sehr selten. Es ist halt unmöglich, dass sie die Mondbasis oder den Astronauten treffen. Etwas Ähnliches kommt alle zigtausend Jahre vor.“
Eine weitaus größere Gefahr stellen dagegen kleine Partikel dar: Sie erreichen die Mondoberfläche, während sie in der Erdatmosphäre einfach verbrannt wären. Solche Partikel können Geräte und Raumanzüge beschädigen. Glücklicherweise sei dies während der Apollo-Missionen in den 60er und 70er Jahren nicht passiert, fährt der Experte fort:
„Insgesamt haben die Astronauten etwa eineinhalb Wochen auf dem Mond zugebracht, ohne Schäden durch Meteoriten zu erleiden. Im Fall einer ständigen Basis wäre es ratsam, sie unterirdisch zu bauen, das heißt 2 bis 3 Meter unter der Mondoberfläche, die sie vor Mikrometeoriten schützen würde. Es ist ziemlich leicht, sich auf dem Mond einzugraben, der Mondboden lässt sich leicht ausheben, denn die Schwerkraft ist gering.“
Diese Gefahr sollte man sowohl bei Mond- als auch bei Mars- Expeditionen berücksichtigen, meint Oleg Malkow, Leiter der Abteilung für Physik der Sternsysteme am Astronomie-Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften:
„Der Mars nimmt eine Zwischenstellung zwischen dem Mond und der Erde ein. Zum einen verfügt er im Gegensatz zum Mond über eine –wenn auch nur dünne– Atmosphäre. Zum anderen ist diese nicht so stark wie die der Erde. Auch seiner Masse nach steht der Mars dazwischen. Er zieht dadurch weniger Meteoriten als die Erde, aber mehr als der Mond an. Der Mars befindet sich näher am Asteroidengürtel, der als ‛Hauptlieferant’ von Steinstücken fungiert.“
Frische Meteoritenkrater entblößen den Mondboden. Und in den freigelegten tiefen Bodenschichten kann man interessante geologische Muster vorfinden. Es habe Sinn, künftige Expeditionen eben unweit solcher Stellen absteigen zu lassen, fügt Wladimir Surdin hinzu.
Die Wissenschaftler bemerkten ein weiteres Phänomen: Das Aufblitzen auf dem Erdsatelliten fiel mit einer zugenommenen Meteoraktivität auf der Erde zusammen. Die Meteore waren groß und erreichten untere Schichten der Atmosphäre. Das sei offensichtlich kein üblicher „Meteorschauer“ gewesen. Laut einer Hypothese muss das Erde-Mond-System gelegentlich durch eine riesige Brockenanhäufung des Asteroidengürtels passieren.
Quelle: Text Boris Pawlischtschew - „Stimme Russlands"