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BfN stellt neue Rote Liste der Meeresorganismen vor

Archivmeldung vom 12.05.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Dornhai (Squalus acanthias)
Dornhai (Squalus acanthias)

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Von allen untersuchten Arten der Fische, bodenlebenden Wirbellosen und Großalgen der deutschen Küsten- und Meeresgebiete stehen 30 Prozent auf der Roten Liste und sind damit als gefährdet einzustufen. Damit ist die Situation in Nord- und Ostsee kaum besser als im Binnenland. Dieses Resümee zieht das Bundesamt für Naturschutz (BfN) bei der Vorlage des vierten Bandes der Roten Listen gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands.

„Die Situation der Knorpelfische wie Dornhai und Glattrochen ist kritisch und hat sich weiter verschärft“, so BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. Eine Hauptursache für deren Rückgang sei die nach wie vor viel zu hohe Fischereiintensität mit Grundschleppnetzen, die selbst in den Meeresschutzgebieten weitgehend unreguliert stattfindet. Zusätzlich werden die am Meeresgrund vorkommenden Organismen wie Schwämme und Muscheln oder die Lebensgemeinschaften der Sandkorallenriffe beeinträchtigt. Die aktuelle Rote Liste ist die bisher umfassendste nationale Gefährdungsanalyse für Meeresorganismen. Sie entstand in sechsjähriger Arbeit und beruht auf den Analyseergebnissen für gut 1.700 Arten.

Bisher wurden drei Bände der neuen Roten Listen vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlicht. Darin wurden etwa 9.000 Arten von Land- und Süßwasserorganismen analysiert von denen 45 Prozent auf der Roten Liste stehen. „Im Vergleich zum Binnenland scheint die Situation in den Meeren mit 30 Prozent Rote-Liste-Arten deutlich besser zu sein, doch dieser Eindruck täuscht“, sagte BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. „Denn bei etwa einem Drittel der Arten gibt es noch nicht genügend Informationen, um ihre Gefährdung hinreichend einschätzen zu können. Darunter befinden sich erfahrungsgemäß immer auch unentdeckte Rote-Liste-Arten. Nur knapp 31 Prozent aller erfassten marinen Arten können nach derzeitiger Kenntnis als ungefährdet gelten“, so Jessel. Im Binnenland hingegen seien es gut 38 Prozent.

Drei Gefährdungsfaktoren haben sich nach Meinung des BfN und der Autoren der Roten Listen als besonders bedeutsam herausgestellt:

  1. Die Fischerei, vorwiegend die Grundschleppnetzfischerei, beeinträchtigt nicht nur die Fischfauna, sondern darüber hinaus den gesamten Lebensraum von Nord- und Ostsee inklusive der Nahrungsnetze.
  2. Die Nährstoffeinträge mit anschließenden Mikroalgenblüten verringern den Lichteinfall in größere Tiefen und erhöhen die Schwebstofffracht im Wasser, was vielen Großalgen zu schaffen macht und den wirbellosen Tierarten, die ihre Nahrung aus dem Wasser filtrieren.
  3. Die Abbau- und Baggerarbeiten zerstören den Lebensraum fest sitzender Arten schlagartig.

Für alle untersuchten Artengruppen liegen nun erstmals auch Gesamtartenlisten vor, so dass die Roten Listen gleichzeitig als Inventar der bekannten Arten fungieren. Weil sich Nord- und Ostsee ökologisch stark voneinander unterscheiden, werden in den Roten Listen die beiden Räume auch getrennt betrachtet. Bei den wirbellosen Tieren und den Großalgen gibt es regionale Verbreitungsangaben, die in Nord- und Ostsee vorkommenden Fische werden zusätzlich für beide Meeresteile separat bewertet. Bei ihnen zeigt sich im deutschen Nordseegebiet, wo 27 Prozent der Arten auf der Roten Liste stehen, insgesamt eine stärkere Gefährdung als im Teilbewertungsgebiet der Ostsee mit 17 Prozent Rote-Liste-Arten.

Die Datenbasis für die neue Rote Liste hat sich stark verbessert. Wissenszuwachs gab es am deutlichsten für die wirbellosen Tiere. Während etwa Zehnfußkrebse, Stachelhäuter oder Schnecken und Muscheln bereits in früheren Auflagen der Roten Listen bearbeitet wurden, konnten einige Artengruppen nun erstmals auf ihre Gefährdung hin untersucht werden. So wurde z.B. der Gefährdungszustand von den Cumazeen (zählen zu den Ranzenkrebsen), der Flohkrebse, Seepocken, der Asselspinnen sowie der Moostierchen und Schädellosen analysiert. Bei den Meeresfischen hat die Anzahl der untersuchten Arten hingegen 216 auf 94 abgenommen. Von früheren Listen wurden nur solche Arten erneut betrachtet, die als typischer Bestandteil unserer Fischfauna angesehen werden können. Das sind Arten, die in deutschen Gewässern regelmäßig nachgewiesen werden können oder früher vorgekommen sind.

Quelle: Bundesamt für Naturschutz (idw)

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