Die Sanddornfruchtfliege bedroht den Sanddornanbau in Nordostdeutschland
Archivmeldung vom 04.06.2014
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDie Sanddornfruchtfliege, eine Bohrfliege mit dem wissenschaftlichen Namen Rhagoletis batava, legt ihre Eier in die reifenden Früchte des Sanddorns ab. Die Larven fressen die Früchte von innen aus und schädigen so die Ernte.
Zur Identifikation des Schädlings konnten Forscher der Zoologischen Staatsammlung München im Rahmen des deutschlandweiten DNA-Barcoding-Projektes die Fruchtfliege inzwischen genetisch analysieren. Sie arbeiteten hierzu mit der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei in Gülzow in Mecklenburg-Vorpommern zusammen. Der Gencode ist ab sofort in einer Internet-Datenbank verfügbar und kann von Spezialisten für die Identifizierung herangezogen werden.
Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit erobert derzeit ein neuer landwirtschaftlicher Schädling weite Gebiete in Nordostdeutschland. Die Sanddornfruchtfliege, eine Bohrfliege mit dem wissenschaftlichen Namen Rhagoletis batava, legt ihre Eier in die reifenden Früchte des Sanddorns ab. Die Larven fressen die Früchte von innen aus und schädigen so die Ernte. Landwirte berichten von Verlusten bis zu 60 Prozent des Sanddornertrages.
Befall durch den Schädling wird meist erst im fortgeschrittenen Stadium erkannt, da die Larven mit herkömmlichen Methoden nur sehr schwer zu identifizieren sind und anderen, harmlosen Fliegenmaden ähneln. Um die Art rasch und sicher identifizieren zu können, konnten Forscher der Zoologischen Staatsammlung München im Rahmen des deutschlandweiten Barcoding-Projektes den Schädling inzwischen genetisch analysieren. Sie arbeiteten hierzu mit der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei in Gülzow in Mecklenburg-Vorpommern zusammen. Der Gencode ist ab sofort in einer Internet-Datenbank verfügbar und kann von Spezialisten für die Identifizierung herangezogen werden.
Sanddorn ist wegen seines hohen Vitamin-C-Gehalts und gesunden Öls zunehmend gefragt. Er wird in der Pharma- und der Kosmetikbranche verwendet sowie zur Produktion von Saft, Tee, Marmelade und Likören verwendet. Der deutsche Anbau beschränkt sich bisher weitgehend auf die Bundesländer Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Noch sind die bebauten Flächen gering, in Mecklenburg wurden 2013 rund 200 Hektar angebaut. Doch der Anbau expandiert, auch weil derzeit neue Techniken zur Ernte und Aufbereitung entwickelt werden.
Aus diesen Grund bereitet der neue Schädling, der vermutlich aus Osteuropa zu uns eingewandert ist, große Sorgen. Eine Bekämpfung sei schwierig, und zurzeit fehlten vor allem geeignete Strategien für eine wirksame Eindämmung des Schädlings, erklärt Friedrich Höhne, Sachgebietsleiter Obstbau an der Landesforschungsanstalt in Gülzow. Da Sanddorn in Deutschland überwiegend ökologisch angebaut werde, so der Fachmann weiter, schließe dies eine Bekämpfung mit chemischen Pflanzenschutzmitteln aus. Die ersten massiven Schäden konnten die Landwirte 2013 beobachten.
Der Schädling selbst ist eine unscheinbare, wenige Millimeter große Fliege, die man kaum einmal zu Gesicht bekommt. Die Weibchen des Schädlings legen ihre Eier im Frühsommer in die jungen Sanddornfrüchte ab. Dort entwickeln sich die madenförmigen weißen Larven, die den eigentlichen Schaden verursachen. Die Früchte werden durch den Befall matschig und sterben schließlich ganz ab. Von der Gensequenzierung an der Zoologischen Staatsammlung in München erhoffen sich die Fachleute vor allem eine sehr schnelle und sichere Möglichkeit, den Schädling eindeutig zu erkennen. Das kann vielleicht eine Bekämpfung erleichtern.
Die Gensequenzierung erfolgte im Rahmen des Projektes "Barcoding Fauna Germanica", bei dem die Münchener Forscher alle deutschen Tierarten genetisch erfassen und in einer Online-Bibliothek für Fachleute zur Verfügung stellen. Das Projekt ist Teil des internationalen Barcoding-Projektes iBol mit Sitz in Kanada, welches das ehrgeizige Ziel verfolgt, alle Tierarten weltweit genetisch zu erfassen. Gerade für landwirtschaftliche Schädlinge, die inzwischen über die Kontinente hinweg verschleppt werden, biete das Projekt großartige Möglichkeiten für die Praxis, beschreibt Oliver Hawlitschek, Projektkoordinator in München.
Quelle: Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns (idw)