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Tierschutz-Skandal in badischem Lobbyistenstall: Erschütternde Zustände und Gewalt gegen Schweine

Archivmeldung vom 07.10.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.10.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: "obs/SOKO Tierschutz e.V."
Bild: "obs/SOKO Tierschutz e.V."

In dem Schweinezuchtstall des Bauern-Obmanns von Rottweil und Ortsvorstehers von Flözlingen herrschen grauenhafte Zustände: Hunderte, verletzte Tiere, viele mit schwersten Verstümmlungen, sowie zahllose, kranke Tiere - ausdrücklich nicht isoliert. Schwache Tiere werden von ihren gestressten Artgenossen bei lebendigem Leib aufgefressen, Kadaver zerfetzt und im Stall stapeln sich die toten Körper der Schweine.

Im Bereich der Zuchtsauen lagen Tiere eingezwängt in engen Kastenständen in einer wässrigen Brühe aus Fäkalien. Im Stall befanden sich sterbende und stark abgemagerte Tiere, wie zum Beispiel Ferkel oder eine von Wunden übersäte Zuchtsau, und schwerstverletzte Jungschweine. Der Landwirt misshandelt auf versteckten Kameraaufnahmen Schweine. Er trägt sie an einem Fuß umher, schlägt sie und wirft die Tiere. Der Stall ist verdreckt, voller Fliegen und Kot.

Der Bauernlobbyist zeigt sich gerne mit Politprominenzen wie Landwirtschaftsminister Hauk, Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner, Ex-Landwirtschaftsminister Schmidt, Volker Kauder und auch grünen Politikern. Er wirbt für das Projekt des Landes Baden-Württemberg "Natürlich von daheim" und stellt sich mit Aussagen wie, man dürfe nicht hinter jedem Landwirt ein Ungeheuer vermuten, als Vorbild hin. Sein Betrieb gilt als Musterbetrieb und wurde für gläserne Produktion ausgezeichnet. "Die Realität der Aufnahmen aus dem Juli und September 2020 ist ungeheuerlich und nur mit dem Fall Merklingen 2016 in Baden-Württemberg vergleichbar. So viele Verletzte und Tote belegen einen Stall außer jeder Kontrolle" so Friedrich Mülln von SOKO Tierschutz.

Die Zustände sind den Behörden nicht unbekannt. Schon Anfang Juli wurde der Betrieb angezeigt. Dem Zeugen wurde signalisiert, dass ein Vorgehen gegen den mächtigen Bauern problematisch wäre. Ähnliche Erfahrungen machte SOKO Tierschutz. Die Organisation zeigte den Stall am 18.08.2020 an, ohne sich direkt zu erkennen zu geben. Der Bauer wurde bereits wenige Minuten nach dem Anruf gewarnt und das Leid ging weiter. Erst nachdem SOKO Tierschutz das ARD-TV-Magazin Report Mainz informierte, reagierten die Behörden und schlossen den Betrieb im Rahmen einer Polizeiaktion am letzten Freitag.

"Dass man sich bei den Behörden wundert, dass die Zustände erst jetzt aufgefallen sind, ist scheinheilig. Der Betrieb bekam regelmäßig Besuch von verschiedensten Kontrolleuren und auch der zuständige Tierarzt wusste z.B. schon vor Jahren von den massiven Kannibalismusproblemen im Stall. Hier zeigt sich nach dem Fall des Schlachthofs Gärtringen schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen, dass in Baden-Württemberg ein extremer Filz aus Spitzenpolitik, Massentierhaltern und Schlachtern massive Tierquäler geschehen lassen und bewusst vertuschen. Bauern werden von Behörden gewarnt, Rechtsbrüche ignoriert und jahrelang nicht geahndet. Das ist unfassbar und bedeutet nicht nur schreckliches Leid für die Tiere, sondern auch Gefahren für Mensch und Umwelt" so SOKO Tierschutz Sprecher Mülln.

SOKO Tierschutz hat Strafanzeige gegen den Landwirt wegen Tierquälerei gestellt und behält sich rechtliche Schritte gegen das Veterinäramt vor. Das Bildmaterial liegt der Staatsanwaltschaft bereits vor.


Quelle: SOKO Tierschutz e.V. (ots)

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