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Grundwasser in der Normandie radioaktiv verseucht

Archivmeldung vom 24.05.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.05.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Eine Halde mit radioaktivem Atommüll auch aus Deutschland verseucht Grundwasser in der Normandie in Frankreich. Das französische Labor ACRO legte heute in der Normandie im Auftrag von Greenpeace einen Bericht ueber die radioaktive Situation um die Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague in der Normandie vor.

Die Wasserproben  weisen  Tritiumwerte  von  750  Becquerel  pro  Liter auf und übersteigen damit die europäischen Grenzwerte von 100 Becquerel pro Liter für  die radioaktive Belastung von Wasser um mehr als das Siebenfache. Das Wasser  wird  durch die CSM-Abfallhalde (Centre Stockage de la Manche) für schwach-   und   mittelradioaktiven   Atommüll   belastet   und   von  den ortsansässigen Bauern zum Tränken ihrer Tiere benutzt.

"Die  Lage  am Standort La Hague ist katastrophal. Hier wird offenbar, dass Staat  und  Atomindustrie  nicht  einmal  in  der  Lage  sind, schwach- und mittelradioaktiven    Atommüll   sicher   zu   lagern,   geschweige   denn hochradiaktiven", sagt Thomas Breuer, Atom-Experte von Greenpeace. "Auf der Halde   liegt   auch   deutscher  Atommüll.  Insofern  trägt  Deutschland Mitverantwortung  für  die  radioaktive  Belastung  der Normandie." In den Grundwasser führenden Schichten unter landwirtschaftlich genutzter Fläche in  der  Nähe  der  Abfallhalde  liegt  die  durchschnittliche radioaktive
Belastung  bei  9.000  Becquerel  pro  Liter.  Zurzeit  wird hauptsächlich radioaktives  Tritium  gefunden. Tritium verursacht genetische Schäden und erhöht  das  Krebsrisiko.  Tritium  wird  in Wassermoleküle eingebaut. Wo heute  Tritium gefunden wird, werden sich künftig auch andere gefährliche Stoffe  wie  Strontium 90 ausbreiten. Strontium 90 reichert sich in Knochen an und kann dort Krebs verursachen.

"Vor   mehr   als   30  Jahren  wurde  der  französischen  Öffentlichkeit versichert,  dass  die Wahl des Standortes der CSM-Abfallhalde aufgrund von intensiven  geologischen und hydrologischen Untersuchungen getroffen wurde. Heute  stellen  wir  nüchtern  fest,  dass  die Radioaktivitaet sich nicht beherrschbar   ausbreitet,"   so   Breuer.   In  Deutschland  versuche  die Atomindustrie  wider  besseren  Wissens der deutschen Bevölkerung weiss zu machen,  dass man Atommüll sicher in Gorleben und im Schacht Konrad lagern könne.

Zwischen  1967  und  1994  wurden  über eine Million Container mit 527.000 Kubikmetern    schwach-    und   mittelradioaktiven   Atommüll   auf   die CSM-Müllhalde  gekippt.  Der grösste Teil des radioaktiven Abfalls stammt aus  Frankreich.  Etwa  zehn  Prozent des radioaktiven Mülls stammen unter anderem  aus  Deutschland.  Seit  der  Schliessung  der  Müllkippe  in der Normandie  1994 wird der Atommüll nach Ostfrankreich verbracht. Greenpeace fordert,  Atomkraftwerke so schnell wie technisch möglich abzuschalten und die  Wiederaufarbeitung  von abgebrannten Brennstäben, wie sie in La Hague stattfindet,  weltweit  zu  stoppen.  Die  Atommüllkrise in Frankreich, wo immer noch deutscher Atommüll aufgearbeitet und gelagert wird, zeigt, dass von  der  Bundesregierung dringend eine alternative Endlagersuche gestartet werden muss.

Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.

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