Umwelt-, Natur- und Klimaschutz zu Kernthemen des Koalitionsvertrages machen
Archivmeldung vom 01.11.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.11.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Umweltverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Naturschutzbund Deutschland (NABU), Greenpeace und World Wide Fund for Nature (WWF) haben Union und SPD aufgefordert, in ihren Koalitionsvertrag keine auf Kosten des Umwelt-und Naturschutzes gehenden Kompromisse aufzunehmen.
Die Verbände
begrüßten, dass am Erneuerbare-Energien-Gesetz festgehalten werden
solle. Die vereinbarte Abschaffung der Eigenheimzulage sei ebenfalls
ein Schritt in die richtige Richtung. Dieser Weg müsse konsequent
fortgesetzt werden. Weitere umweltschädliche Subventionen müssten
abgebaut und Energie-Effizienzprogramme beschlossen werden. Bisherige
Leerstellen in den Verhandlungsrunden wie die Sicherung der
Gentechnikfreiheit, die ökologische Verkehrswende, der Schutz der
Verbraucher vor gefährlichen Chemikalien und der Erhalt von
Naturschutzflächen gehörten dringend auf die Tagesordnung. Bei der
Diskussion um mögliche Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken
dürfe die SPD keinesfalls den Einflüsterungen der Industrielobby
erliegen.
Brigitte Behrens, Geschäftsführerin von Greenpeace: "Die SPD darf
ihr Wahlversprechen, die Laufzeiten der Atomkraftwerke nicht zu
verlängern, auf keinen Fall brechen. Vor allem dürfen ältere Meiler
nicht mit üblen Tricks wie der Übertragung von Strommengen länger am
Netz bleiben. Unsichere Atomkraftwerke wie Biblis, Neckarwestheim 1
und Brunsbüttel sind in dieser Legislaturperiode abzuschalten. Die
SPD hat auch zugesagt, dass die Gentechnik nicht durch die Hintertür
Einzug in die Landwirtschaft hält. Hier steht nicht nur die
Existenzgrundlage der boomenden Biolandwirtschaft auf dem Spiel. Auch
die Union muss endlich akzeptieren, dass die Mehrheit der Verbraucher
keine Gentechnik in Lebensmitteln will."
Angelika Zahrnt, BUND-Vorsitzende: "Umweltschädliche Subventionen
dürfen im Haushalt der neuen Regierung nicht mehr vorkommen. Der
designierte Finanzminister Steinbrück kann die Umwelt schützen und
Geld sparen, indem er die Kerosinsteuer einführt und die
Pendlerpauschale halbiert. Wolfgang Tiefensee als künftiger
Verkehrsminister muss eine Kfz-Steuer auf CO2-Basis einführen. Nicht
zuletzt müssen Union und SPD der Chemieindustrie Paroli bieten und
sich auf eine EU-Chemikalienreform im Sinne des Umwelt- und
Verbraucherschutzes einigen. Für den künftigen Umweltminister Sigmar
Gabriel wird dies die erste Bewährungsprobe."
Peter Prokosch, Geschäftsführer des WWF Deutschland: "Der
Klimaschutz bleibt eine der wichtigsten umweltpolitischen Aufgaben
der neuen Bundesregierung. Deutschland muss sich hier im
internationalen Wettbewerb an die Spitze setzen. Eine weitere
Herausforderung ist es, dem Schutz der Lebensvielfalt auf der Erde
ressortübergreifend die notwendige Bedeutung beizumessen.
Insbesondere die Entwicklungszusammenarbeit mit anderen Ländern
bedarf dringend der Verbindung mit Naturschutz und Nachhaltigkeit,
wenn die mit den Vereinten Nationen vereinbarten Milleniums-Ziele zur
Beseitigung der Armut erreicht werden sollen. Deutschland als
Spitzen-Exportland muss sich hier seiner weltweiten Verantwortung
bewusst werden und entsprechend handeln."
Olaf Tschimpke, NABU-Präsident: "Die Zukunft der Landwirtschaft
liegt in der nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums. Anstatt
die Intensivlandwirtschaft weiter hoch zu subventionieren, müssen
sich SPD und Union dafür einsetzen, die Mittel aus der
EU-Agrarförderung massiv umzuschichten, um Wirtschaft und Umwelt im
ländlichen Raum zu stärken. Daneben fordern wir eine zügige Umsetzung
der Föderalismusreform sowie einen Verkaufsstopp für wertvolle
bundeseigene Naturschutzflächen."
Quelle: Pressemitteilung Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)