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Sprengung vor Sassnitz bedroht Ostsee-Schweinswale

Archivmeldung vom 28.09.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.09.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Naturschutzverbände protestieren gegen die für den 2. Oktober geplante Sprengung einer Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg vor der rügenschen Ostseeküste bei Sassnitz. Nach Ansicht der Verbände (BUND Mecklenburg-Vorpommern, NABU, GSM/Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere und GRD/Gesellschaft zur Rettung der Delphine) gefährdet die Sprengung die vom Aussterben bedrohten Schweinswale in vorpommerschen Gewässern.

Bereits am 14. März wurde vor Sassnitz eine 500 kg Fliegerbombe gesprengt. Als Antwort auf ihre Protestbriefe erhielten die Verbände von Umweltminister Dr. Till Backhaus (Mecklenburg-Vorpommern) die Zusicherung, man werde sich bemühen, Möglichkeiten zum Schutz des Lebensraums Ostsee und der in der Ostsee lebenden Arten bei erforderlichen Munitionssprengungen umzusetzen. Ein Sprecher des Landes-Innenministeriums betonte, Sprengungen in der Ostsee seien die absolute Ausnahme. „Es sieht bislang nicht danach aus, dass dieser Rhetorik auch Taten folgen“ kommentiert der Biologe Ulrich Karlowski von der GRD.

„Wir sind empört über so viel Gleichgültigkeit, das Überleben der Ostsee-Schweinswale aufs Spiel zu setzen“ erklärt die Biologin Petra Deimer von der GSM. Erst gestern wurde eine Delfinmutter mit Kalb vor Hiddensee gesichtet. Es geht auch um ihr Leben. „Unterwassersprengungen bergen ein erhebliches Risiko für Meeressäugetiere.“, erklärt der Schweinswalexperte Sven Koschinski. „Der durch derart große Sprengladungen hervorgerufene Schallimpuls kann noch in vielen Kilometern Entfernung zu lebensgefährlichen Verletzungen wie Lungenrissen oder Gehörschäden führen.“

Um alternative Methoden für eine schweinswalfreundliche Munitionsbergung bekannt zu machen, laden die Naturschutzverbände am 19. Oktober 2007 zu einem länderübergreifenden Symposium zu „Neuen Methoden der Munitionsbeseitigung in Nord- und Ostsee“ nach Kiel ein. Die Verbände fordern von Innenminister Lorenz Caffier und Umweltminister Dr. Till Backhaus, die Sprengung umgehend auszusetzen und auf Grundlage der Ergebnisse des Symposiums eine umweltverträgliche Lösung zu finden.

Auf dem Symposium werden Wissenschaftler, Ministeriums- und Behördenvertreter, Bundeswehr, Umweltorganisationen und interessierte Bürger Fragen des Meeresschutzes, der Risikoabschätzung von Altmunition in Nord- und Ostsee und deren umweltfreundliche Beseitigung erörtern. Nach Schätzungen von Experten wurden unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten mehrere Hunderttausend Tonnen Munition in der Ostsee versenkt.

Die seltenen Schweinswale der akut vom Aussterben bedrohten eigenständigen Ostseepopulation leben ganzjährig in den Gewässern östlich von Rügen. Die regelmäßig in den Gewässern um Rügen vorkommenden Kegelrobben sind ebenfalls gefährdet.

Quelle: Pressemitteilung GSM e.V.

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