Wie ein junger Amerikaner und Rostocker Forscher den afrikanischen Kolabaum schützen wollen
Archivmeldung vom 17.04.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtDie sternförmigen Früchte des Kolabaumes, von dem über 100 Arten in den tropischen Regenwäldern Afrikas wachsen, geben den Wissenschaftlern immer noch Rätsel auf. Forscher der Universität Rostock wollen jetzt gemeinsam mit ihren afrikanischen Kollegen herausfinden, welche Geheimnisse sich noch in den Samen der Früchte, den so genannten Kolanüssen, verbergen.
Ihnen wird wegen des hohen Koffeingehaltes nachgesagt, dass sie unter anderem das zentrale Nervensystem anregen und für einige Zeit ein Gefühl von Glück und Euphorie auslösen. Einige bekommen nach dem Verzehr Nerven wie Stahlseile und lassen sich durch fast nichts mehr aus der Ruhe bringen. Auch wird man sehr munter und die körperliche Leistungsfähigkeit und die Ausdauer wird gesteigert. Die Wirkung soll bis zu drei Stunden andauern.
„Bei den afrikanischen Völkern besitzt die Kolanuss mit ihren Samen schon seit Jahrhunderten eine große kultische Bedeutung“, weiß der US-Amerikaner Carl Skarbek. Er ist Teilnehmer eines einjährigen Stipendienprogramms, des Parlamentarischen Patenschafts-Programms, das der US-Kongress und die Deutsche Bundesregierung unterstützen. Nachdem er in Köln zwei Monate eine Sprachschule besuchte, studierte er in Rostock ein Semester Biologie und absolviert jetzt ein fünfmonatiges Praktikum im Botanischen Garten, wobei ihm seine sehr guten Deutschkenntnisse sehr hilfreich sind. „Ich genieße es, für eine gewisse Zeit ein deutsches Leben zu führen“, sagt der 22-Jährige. Hier schätzt er das Umweltbewusstsein der Menschen, die ausgewiesenen Naturschutzgebiete, die Mülltrennung, den öffentlichen Nahverkehr und das Essen. Von Rostock aus will er jetzt auch all die Geheimnisse um die Kolabäume und ihre Früchte knacken helfen. Er ist eingebunden in die Forschungsarbeit von Prof. Dr. Stefan Porembski, dem Direktor des Botanischen Gartens, und die von Kustos Dr. Dethardt Götze.
Fest steht: Dem Konsum der leicht bitteren und erdig schmeckenden Früchte kommt eine ähnliche Bedeutung zu wie dem Friedenspfeife Rauchen in indianischen Kulturen. Sie gilt dort als Symbol der Verbundenheit und wird bei Zeremonien, Ritualen und Festen gemeinsam gegessen sowie als Gastgeschenk überreicht.
Carl Skarbek will gemeinsam mit den Rostocker und afrikanischen Wissenschaftlern auch tiefer eindringen in die große Fülle der Arten von Kolabäumen. Er kommt aus dem Bundesstaat Kentucky und hat Umweltwissenschaften, Biologie und Deutsch am Macalester College in Minnesota studiert und damit gutes Rüstzeug fürs wissenschaftliche Arbeiten. „Ich trage jetzt alles zusammen, was diese Baum-Gattung bietet, wie viele Arten es wirklich gibt und wie der Baum verwendet wird“, sagt Skarbek.
„Die Forschung kommt zum richtigen Zeitpunkt“, ist der junge Amerikaner überzeugt. Er begründet es so: „Die Zeit drängt. Viele Wälder in Afrika sind bedroht durch Abholzung. Das umfangreiche Wissen über die Arten der Kolabäume ist deshalb so wichtig für ihren Schutz“. Etwa 90 Prozent der Wälder sind dort in den letzten 100 Jahren gerodet worden.
Der junge Forscher will all sein Wissen für den Erhalt der Kolabäume in die Waagschale werfen, damit Schutzmaßnahmen für die bestandsbedrohten Kola-Baumarten ergriffen werden und damit für die Erhaltung dieser genetischen Ressourcen wirklich alles getan wird. Um diese Forschung so umfangreich wie möglich zu gestalten, würden sich die Akteure über jeden Förderer aus Wissenschaft, Wirtschaft und Naturschutz freuen.
In den Loki-Schmidt-Gewächshäusern des Botanischen Gartens Rostock stehen ein paar kleine Kolabäumchen, „um sie Studenten und Besuchern zu präsentieren“, sagt Dr. Götze. In der Natur werden sie bis zu 30 Meter hoch. Das werden sie in Rostock nicht schaffen. Da setzt das Gewächshaus Grenzen.
Quelle: Universität Rostock (idw)