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WWF übt scharfe Kritik an den aktuellen Entscheidungen der EU-Fischereiminister

Archivmeldung vom 21.12.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Drei Viertel aller wirtschaftlich genutzten Fischbestände werden bereits jetzt so stark befischt, dass sie sich kaum noch oder gar nicht mehr erholen können. Dennoch wird es mit der gestrigen Entscheidung des EU-Fischereirats nach Ansicht des WWF für gefährdete Arten wie Kabeljau, Scholle und Seezunge keine Erholung geben.

Die Fischerei-Experten des WWF werfen den Politikern vor, den bedrohlichen Zustand dieser Fischarten seit Jahren zu ignorieren. Die in der Nacht beschlossenen Höchstfangmengen für die Fischereiflotten der einzelnen EU-Staaten seien unverantwortlich.

"Besonders der Kabeljau steht nun mit dem Rücken zur Wand", sagt WWF-Fischereireferentin Karoline Schacht. "Die Höchstfangmengen für den bereits nahezu ausgebeuteten Nordseekabeljau nur um 15 Prozent runterzusetzen, ist einfach lächerlich - und das wissen auch die Politiker", kritisiert Karoline Schacht. Seit fünf Jahren schon empfehlen Wissenschaftler eine Nullrunde beim Kabeljaufang. Doch auch 2007 dürfen allein in der Nordsee fast 20.000 Tonnen gefangen werden. Schacht warnt: "Durch das politische Geschacher in Brüssel wird der Kabeljau immer schneller an den Rand der kommerziellen Ausrottung gedrängt."

Ferner kritisiert die WWF-Expertin, dass die Beifangproblematik auf der Sitzung des EU-Fischereirats überhaupt nicht angegangen wurde. Unter Beifang versteht man das Mitfischen von ungewünschten Arten. Dazu gehören neben den für die jeweilige Flotte "uninteressanten" Fischen auch Schildkröten und Säugetiere wie zum Beispiel Schweinswale. Die ungewollt gefangenen Tiere werden anschließend in riesigen Mengen tot oder sterbend zurück ins Meer geworfen.

Bis die europäische Fischereipolitik die entscheidenden Vorgaben dafür macht, dass sich die Fischbestände erholen können, setzt der WWF weiter auf die Macht des Marktes: Verbraucher sollten beim Einkauf auf die Herkunft und die Art des Fisches sowie auf das blaue Ökosiegel des Marine Stewardship Council (MSC) achten. Eine gute Wahl sind Hering, Alaska-Seelachs und europäische Zuchtforellen. Dagegen sollte man auf Rotbarsch, Kabeljau und Scholle lieber ganz verzichten. Dies geht aus dem aktuellen WWF-Fischführer hervor, in dem die Umweltschützer 40 handelsübliche Fischarten nach ökologischen Kriterien wie Bestandsentwicklung und Fangmethoden beurteilen. Zwölf Arten gelten laut WWF als gute Wahl, 13 als bedenklich, 15 fallen in die Kategorie bedroht. Die Fisch-Einkaufshilfe wurde in handlicher Größe für die Brieftasche gestaltet und kann über www.wwf.de/fisch bezogen werden.

Quelle: Pressemitteilung WWF World Wide Fund For Nature

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