Pete Townshend: Ich habe mich beim Zertrümmern von Gitarren häufig verletzt
Archivmeldung vom 25.09.2020
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Freigeschaltet durch André OttPete Townshend (75), legendärer Gitarrist der Rockband "The Who", hat sich beim Zertrümmern von Gitarren "ziemlich häufig" verletzt. "Ich habe heute noch viele Narben vom Gitarrenzerstören, so als ob ich im Krieg gewesen wäre", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).
Mehrfach seien auch andere Menschen Opfer seiner berühmt-berüchtigten Zerstörungsorgien geworden: "Ich erinnere mich, wie ich bei den Live-Aufnahmen zur Rockoper ,Tommy' meine Gitarre in die Luft und dabei unabsichtlich ins Publikum schleuderte. Ein junges Mädchen packte mich später am Arm und beklagte sich, dass sie am Kopf getroffen wurde. Sie musste zwischendurch ins Hospital, um die Platzwunde nähen zu lassen. Ich entschuldigte mich und schenkte ihr die Gitarre, worüber sie nicht unglücklich schien."
Begonnen habe alles aus einem Missverständnis heraus, berichtete Townshend weiter: "Ich fing an, Gitarren zu zertrümmern, weil ich dachte, dass ich ein Punk sei. Ich dachte, ich zerstöre damit die beginnende Angepasstheit und Bürgerlichkeit des Rock 'n' Roll." Später habe er dann das Trümmern als Kunst betrachtet: "Gitarrenbauern muss das Herz geblutet haben. Andere Bands haben das Zerstören kopiert, aber im Gegensatz zu ihnen waren unsere Shows definitiv mit diesem finalen Akt beendet. Wir kamen nicht mehr raus und spielten noch munter eine Zugabe."
Die Liebe zum Gitarrenspiel sei letztlich das Ergebnis seiner unglücklichen Kindheit gewesen, sagte Townshend: "Als ich vier Jahre alt war, hatten meine Eltern Probleme miteinander. Sie trennten sich, und ich wurde zu meiner rabiaten Großmutter geschickt, die ich kaum kannte. Ich war todtraurig, weil sie mich so schlimm behandelte. Es war Kindesmissbrauch. Als ich mit sieben Jahren zu meinen Eltern zurückkehrte, war ich ein komplett anderer Junge. Aus dem hübschen, fröhlichen Kind wurde ein verschlossener, ruinierter Junge, der fortan in einer Fantasiewelt lebte und keine Freunde mehr finden konnte." Mit zwölf habe er dann eine Gitarre entdeckt, mit der er viel Zeit verbrachte: "Das Gitarrenspiel hat mich aus dem Käfig befreit."
Heute besitze er 15 Studios, sagte der 75-Jährige - 14 davon verteilt in Großbritannien und eines in Südfrankreich. Auf Reisen habe er stets ein mobiles Studio dabei: "So habe ich immer die Möglichkeit, schnell etwas aufzunehmen und den Moment einzufangen, wenn ich eine gute Idee für einen neuen Song habe." In Südfrankreich frönt Townshend auch seiner zweiten Leidenschaft neben der Musik, dem Segeln: "Ich habe ein Rennboot in Südfrankreich. Mit meinem Team nehmen wir häufig an Regatten teil, sind immer vorn dabei und gewinnen sogar Preise. Ich liebe es, auf dem Wasser zu sein und große Geschwindigkeiten zu erreichen."
Weniger anfangen kann der Rockstar dagegen mit dem Fernsehen, deshalb sehe er auch nur ausgewählte Filme wie zum Beispiel "Babylon Berlin": "Ich liebe diese deutsche Serie, habe auch alle Bücher dazu gelesen."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)