Beim Demokratie-Forum Hambacher Schloss: Susanne Gaschke warnt Journalisten vor "Trend zur Zuspitzung"
Archivmeldung vom 20.09.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHeftige Vorwürfe hat die frühere Kieler Oberbürgermeisterin und "Zeit"-Journalistin Susanne Gaschke beim Demokratie-Forum Hambacher Schloss gegenüber Journalisten erhoben. Nehmen Journalisten die Leser nicht mehr ernst genug?
Es war eine sehenswerte Runde, die der SWR-Chefreporter Prof. Dr. Thomas Leif am Mittwochabend in Hambach versammeln konnte.
Zu Leif gesellten sich neben Susanne Gaschke auch Malu Dreyer, Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler an der Universität Tübingen; Michael Götschenberg, Leiter des MDR-Hörfunkstudios im ARD-Hauptstadtbüro, Autor von "Der böse Wulff?"; Jörg Kachelmann, Wetter-Experte und Autor von "Recht und Gerechtigkeit. Ein Märchen aus der Provinz." und Hans Mathias Kepplinger, emeritierter Professor für empirische Kommunikationsforschung an der Universität Mainz.
Im Gespräch mit Moderator Thomas Leif nahmen die Gäste beim Demokratie-Forum Hambacher Schloss kein Blatt vor den Mund.
Für Susanne Gaschke, deren Aufarbeitung ihrer Kieler Oberbürgermeister-Zeit in dieser Woche als Buch ("Volles Risiko. Was es bedeutet, in die Politik zu gehen"; lesenswert) erschienen ist, steht fest: "Es gibt den Trend zur Vermischung von Nachricht und Kommentar. Es gibt den Trend zur Zuspitzung. Es gibt den Trend zur Personalisierung. Je weltanschaulich "neutraler" Journalisten sich selbst wahrnehmen, desto weniger fühlen sie sich offenbar zur Ausgewogenheit verpflichtet."
Gaschke wirft Journalisten vor, ihr Publikum nicht mehr ernst zu nehmen: "Und notwendige Komplexitätsreduzierung, die ja auch eine zentrale Aufgabe von Journalisten ist - etwas genau verstehen und für andere genau erklären - ist zu einer Publikumsverachtung verkommen: Mach es nicht so kompliziert, das versteht der Leser/Zuschauer sowieso nicht! Alte Schlachtrösser wie Theo Sommer pflegten zu scherzen: Erst stark vereinfachen, dann stark übertreiben. Das ist heute nicht mehr so lustig, weil es weitgehend Realität ist."
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Quelle: Medienfachverlag Oberauer GmbH (ots)