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Cornelia Funke: Wir dürfen keine "politischen Saubermänner" werden

Archivmeldung vom 06.12.2024

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.12.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Mary Smith
Cornelia Funke
Cornelia Funke

Foto: Urheber
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia Funke ("Tintenherz", "Die wilden Hühner") lehnt die Überarbeitung literarischer Klassiker, um heute als rassistisch verstandene Wörter zu entfernen, ab. "Da greift man in das Werk eines Autors ein, der aus seiner historischen Situation heraus geschrieben hat", sagte Funke im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). "Wir alle wissen, dass Astrid Lindgren eine große Humanistin war. Dass sie trotzdem von einem Negerkönig spricht, liegt am historischen Kontext und nicht an ihrer Herzlosigkeit", erklärte die 65-Jährige. Sie halte daher mehr von Vorworten, die die Problematik aufzeigen und erklären.

Funke selbst arbeitet mit sogenannten Sensitivity Readern zusammen, die ihre Bücher auf stereotype oder diskriminierende Darstellungen überprüfen. "Das ist eine aufregende Chance. Es darf nur nicht dazu führen, dass wir politische Saubermänner werden, die keine Empfindsamkeit für Geschichten haben", sagte sie im Interview mit der NOZ.

Wenn sie über Figuren aus anderen Kulturen oder mit dunkler Hautfarbe schreibe, werde sie zum "Gestaltwandler". Dabei könne sie nur hoffen, dass es ihr gelinge, sich in die jeweilige Figur hineinzuversetzen. "Diese Hoffnung braucht man aber als Geschichtenerzähler", erklärte sie der NOZ. "Sonst könnte ich nur darüber schreiben, wie sich 65 Jahre alte deutsche weiße Frauen fühlen. Das wäre ja sehr langweilig."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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