Presserat, Verleger- und Journalistenverbände warnen vor Titelsterben durch Datenschutznovelle
Archivmeldung vom 21.03.2009
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFür die bevorstehenden Beratungen des Datenschutzgesetzes im Innenausschuss des Bundestages weist der Deutsche Presserat gemeinsam mit den Journalisten- und Verlegerverbänden auf die katastrophalen Folgen des Gesetzentwurfs für die Presse hin.
Die Verlage seien auf die briefliche Ansprache vorinteressierter Leser und Abonnenten teilweise existenziell angewiesen. Nicht wenige Verlage würden gerade auf dem Weg volladressierter Werbung den Abonnementsrückgang auffangen. Auf keine andere Weise seien potentiellen Abonnenten das Produkt und die Vorteile eines Abonnements besser anschaulich zu machen. Jeder Angeschriebene habe bereits nach geltendem Recht die Möglichkeit, weitere Post zu untersagen. Die Beschwerden der Verbraucher bewegten sich allerdings im Promillebereich.
Nach dem Gesetzentwurf könne der Verlag ohne vorherige ausdrückliche
Einwilligung nur die eigenen Leser anschreiben. Auf diese Weise gewinne
man aber keine neuen Leser. "Während für andere Branchen
Rettungsschirme aufgespannt werden, würde den Verlagen der Boden unter
den Füßen weggezogen", heißt es in einem Schreiben des Presserates an
die Politik. Aufgrund der Wirtschaftskrise kämpften manche Verlage mit
Anzeigenrückgängen von bis zu 40 Prozent. Der Wettbewerb um Leser,
Hörer, Zuschauer, Nutzer wird immer stärker. Verluste bei den
Abonnenten würden die Existenz der Presse zusätzlich bedrohen. In der
Folge werde ein Titelsterben zu einem irreparablen Schaden für die
Pressevielfalt in Deutschland führen. Die Journalistengewerkschaften
betonten, dass die negativen Auswirkungen auf die redaktionellen
Arbeitsplätze und die Auftragslage freier Journalisten nicht hinnehmbar
seien. Es könne nicht im Sinne eines notwendigen Datenschutzes sein,
durch überzogene Bestimmungen qualifizierte Arbeitsplätze in den
Verlagen zu vernichten.
Der kriminelle Missbrauch des Datenschutzes lässt sich aus Sicht von
Presserat, Verlegern und Gewerkschaften nicht durch das Verbot der
Abonnementwerbung verhindern. Mit dem Gesetzentwurf würden die Verlage
und damit die ganze deutsche Presse in Geiselhaft für die
Gesetzesverstöße Dritter genommen.
Quelle: DJV