Laura Poitras erwägt ebenfalls, Henri-Nannen-Preis einzuschmelzen
Archivmeldung vom 30.05.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNach Jacob Appelbaum, Gewinner des Henri-Nannen-Preises 2014 in der Kategorie Investigation, erwägt nun auch die Preisträgerin Laura Poitras, u. a. ausgezeichnet für ihren Einsatz für die Pressefreiheit, ihre Trophäe einschmelzen zu lassen. "Auch ich denke darüber nach, das Preisgeld zu spenden und die Büste einzuschmelzen. Ich hoffe, dass auch andere über das Erbe dieses Preises nachdenken und über die Wahl, die wir alle treffen: Zu widerstehen, oder uns anzupassen", sagte Poitras am Mittwoch dem Medienmagazin ZAPP vom Norddeutschen Rundfunk. Sie sei geschockt gewesen, als ihr Jacob Appelbaum Nannens Geschichte erzählte, besonders dessen Engagement in einem Leni-Riefenstahl-Film. "Als Dokumentarfilmerin steht Riefenstahl für das schreckliche Erbe, mit dokumentarischen Bildern den Faschismus zu fördern", so Poitras.
Ebenso wie Jacob Appelbaum hat auch Laura Poitras auf der feierlichen Preisverleihung am Freitag, 16. Mai, eine Büste des "Stern"-Gründers Henri-Nannen entgegen genommen. Ihr zu Ehren meldete sich bei der Gala auch Edward Snowden mit einem Glückwunsch aus Moskau. Er hatte sich an Poitras gewandt, um die NSA-Dokumente zu veröffentlichen.
In der Annahme des Preises und in dem erst im Nachhinein öffentlich geäußerten Zweifel an der Person Henri Nannens sieht Laura Poitras keinen Widerspruch. Jacob Appelbaum habe geplant, auf der Verleihung zu sprechen, aber er habe sehr genau erklärt, warum er dann doch nichts sagte. Jacob Appelbaum hatte erklärt, dass er auf der Veranstaltung den sozialen Druck des Konformismus verspürt habe und sich nun dafür schäme. Appelbaum habe aber, so Poitras, "vor der Preisverleihung mit seinen mit-nominierten Kollegen gesprochen, sie wussten von seinen Vorbehalten gegenüber dem Preis und Nannens Vergangenheit".
Und Poitras ergänzt in Bezug auf Appelbaums Aussagen zu Henri Nannen: "Die dahinter liegenden Probleme, die aus dem Konformismus entstehenden Gefahren, sind der Dreh- und Angelpunkt seiner Argumentation. Mitläufertum, Anpassung und der Verzicht auf Widerstand versetzen Staaten erst in die Lage, Gewalt gegen die eigene Bevölkerung auszuüben." Wer vor allem den Zeitpunkt von Jacob Appelbaums Statement in Frage stelle, habe wahrscheinlich nicht das ganze Statement gelesen, meint Poitras.
Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk (ots)