"Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust zum Richtungsstreit im Hamburger Nachrichtenmagazin: "Solange die mich nicht rausschmeißen, ist die Redaktion unabhängig"
Archivmeldung vom 27.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt"Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust hat sich im Interview mit dem "Tagesspiegel am Sonntag" über den am Montag beginnenden, mit Spannung erwarteten Wahlkampf um die fünfköpfige Spitze der Mitarbeiter-KG beim "Spiegel" geäußert.
"Die Frage, wie
die Spitze der KG neu besetzt wird, ist für die Zukunft des ,Spiegel'
von außerordentlich großer Bedeutung. Die Mitarbeiter-KG hat schon in
der Ära Augstein eine wesentliche Rolle gespielt, aber keine so große
Rolle wie jetzt." Der KG gehören 50,5 Prozent des Verlages. Zuletzt
hat es viel Ärger zwischen der KG und dem Chefredakteur gegeben,
unter anderem wegen der Abberufung von Verlagsgeschäftsführer Karl
Dietrich Seikel. Einer der neuen Kandidaten für die Spitze der
Mitarbeiter-KG ist Gabor Steingart, Leiter des Hauptstadtbüros.
Steingart gilt als "Kronprinz" von Stefan Aust.
Der "Spiegel"-Chef dementierte. dass der Ausgang dieser Wahl seine
berufliche Zukunft beeinflusse. Er wolle nicht kündigen, wenn die
alte KG-Führung wieder gewählt wird. "Ich habe alle meine
Arbeitsverträge immer erfüllt, bis zum letzten Tag. Ich verstehe mich
als Vertreter der Redaktion. Solange die Gesellschafter mich nicht
rausschmeißen, ist die Redaktion unabhängig."
In dem Interview plädierte Aust auch dafür, dass der Bundespräsident
den RAF-Terroristen Christian Klar unter bestimmten Umständen
begnadigen sollte. "Eine Begnadigung ohne einen Akt der Reue ist
sicherlich schwierig, aber nicht ausgeschlossen. Generell bin ich der
Meinung, dass der 30. Jahrestag der Entführung und Ermordung
Hanns-Martin Schleyers auch ein geeigneter Zeitpunkt wäre, um dieses
Kapitel deutscher Geschichte friedlich abzuschließen." Aust sitzt
zurzeit an einem Drehbuch über die "Rote Armee Fraktion" nach seinem
eigenen Bestseller "Der Baader-Meinhof-Komplex". Mitte des Jahres
sollen die Dreharbeiten beginnen.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel