Désirée Nick: Alice Schwarzer galt bei uns als durchgedrehte Oma
Archivmeldung vom 19.01.2019
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEntertainerin Désirée Nick zweifelt an der #MeToo-These vom Machtmissbrauch in ihrer Branche: "Es ist doch kein Machtmissbrauch, ein Angebot zu machen. Die Frau hat doch die Möglichkeit, Nein zu sagen", sagte die 62-Jährige der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich jemals in meinem Leben in ein Hotelzimmer gegangen wäre, um mit einem Regisseur über ein Stück zu sprechen. Wenn ich Geschäfte mache, sitze ich am Schreibtisch. Ich betrete doch kein Hotelzimmer oder verabrede mich um 23 Uhr, um übers Geschäft zu sprechen."
Die Frage nach vergleichbaren Erfahrungen beantwortete Nick mit den Worten: "Wenn überhaupt, habe ich mich runtergeschlafen, weil ich immer Beziehungen mit Leuten hatte, die mit meiner Branche gar nichts zu tun hatten. Natürlich kann man seine Karriere darauf aufbauen, aber dann würde ich lieber gleich als Prostituierte arbeiten. Das ist ein anständiger Beruf mit ganz klaren Regeln."
Auch eine Veteranin der Frauenbewegung sieht Nick kritisch: "Alice Schwarzer galt in unserem Frauenhaushalt als alte, durchgedrehte Oma. Mehr nicht. Was die gepredigt hat, war für uns eine Selbstverständlichkeit", sagte die Entertainerin. "Ich komme aus einer Familie von Alleinerziehenden in der vierten Generation. Wir waren Frauenrechtlerinnen, als es das Wort noch gar nicht gab."
Dass in England auch die Dusche im Dschungelcamp als sexistisch kritisiert wurde, kommentierte Nick so: "Wenn das #MeToo ist, müssen Sie alles schreddern, angefangen bei der antiken Bildhauerei. Das ist doch alles ein Schwachsinn sondergleichen. Jesus am Kreuz - ein Nackter! Ich amüsiere mich über die Versuche, mit aller Gewalt das Natürlichste der Welt zu skandalisieren. Das sind die Auswüchse einer Generation, die nichts anderes kennt, als auf dem iPhone von rechts nach links zu wischen. Wenn man seine Bildung aus den sozialen Medien bezieht, kommt man natürlich zu bizarren Schlussfolgerungen."
Ihre eigene Nähe zum Reality-Fernsehen begründete Nick mit einem Mangel an Angeboten: "Das ist doch meine einzige Möglichkeit, mich Leuten zu zeigen, die nicht ins Theater gehen. Jeder hat ein Recht auf Désirée Nick", sagte sie. "Und auf die Idee, für Frau Nick mal eine eigene Serie zu schreiben oder ein eigenes Fernsehformat, auf die kommt ja keiner. Oder Frau Nick mal ins Traumschiff einzubauen. Oder bei Rosamunde Pilcher. Oder als Kommissarin, das ist ja schon zu viel verlangt. Was soll ich denn machen? Ich kann nur die Chancen nutzen, die ich kriege. Wenn einer sagen würde: Wir suchen eine Berliner 'Tatort'-Kommissarin, wollen Sie? - dann würde ich mir die Haare abschneiden, mich nie mehr schminken und sagen: Sofort, und zwar spiele ich eine Lesbe."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)