"Ich riskiere mein Leben, um das zu tun, was ich als Berufung empfinde - Reporter zu sein" - Kriegsberichterstatterin Antonia Rados im Gespräch mit emotion
Archivmeldung vom 18.12.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlWährend des Irak-Kriegs stand sie im Bombenhagel. Vor zwei Jahren sprengte sich nur 100 Meter von ihr entfernt ein Selbstmordattentäter in die Luft. Der Beruf von Antonia Rados ist lebensgefährlich. Doch daran denke sie nicht, wenn sie aus Irak, Iran oder Afghanistan berichtet, erzählt die Kriegsreporterin im Gespräch mit der aktuellen Ausgabe von emotion (ab 20.12. im Handel).
"Ich denke an die Möglichkeit zu überleben. Ich habe
keine Lust für eine Reportage zu sterben. Ich will auch keine Heldin
sein." Ihr Freund hat trotzdem Angst um sie - manchmal schwindele sie
ihn deshalb an. Denn der Job ist für die 53jährige das Wichtigste im
Leben: "Es ist eine Gnade, Opfern in Kriegsgebieten beistehen zu
können. Ich habe die Chance, manchmal ein guter Mensch sein zu
können. Das ist so befriedigend, dass ich jedem die Erfahrung
wünsche."
Die Herausforderung lockte die promovierte Politologin in den
Männerjob: "Mein erster Chefredakteur hat mir nicht zugetraut, dass
ich als Frau mit dem Palästinenserführer Jassir Arafat spreche. Das
hat mich geärgert. Also habe ich das Interview geführt." Seit 1978
pendelt sie nun zwischen Krieg und Frieden: "Ich bin eine
Zerrissene", sagt sie: "Ich habe das Leben in Europa sehr gern, aber
ich brauche das andere Leben auch."
Nicht der Krieg selbst, sondern seine Folgen und seine Wirkung auf die Menschen interessieren die gebürtige Österreicherin: "Am meisten trifft mich immer wieder, wie hilflos der Krieg Zivilisten macht." Dass auch sie nicht unverwundbar ist, vergisst Rados nie: "Ich rede mir ein, dass schon nichts passieren wird. Das stimmt natürlich nicht, ich weiß um die Gefahr." Doch obwohl auch sie Ängste habe, empfinde sie ihren Beruf als Berufung. Das Risiko - "ist der Preis dafür."
Quelle: Pressemitteilung Gruner + Jahr AG & Co KG