Experte: "Erich-Maria Remarque ist ein globaler Klassiker"
Archivmeldung vom 24.09.2020
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Freigeschaltet durch André Ott"Die internationale Beschäftigung mit Remarque hat zugenommen, vor allem in den letzten 20 Jahren. Das ist ein hoffnungsvolles Zeichen. Remarque ist ein globaler Klassiker geworden", sagt Thomas Schneider zum 50. Todestag von Erich-Maria Remarque am 25. September. Auch in der Epoche nach den Weltkriegen seien die Romane Remarques weiter wichtig.
"Es geht um die Frage, was mit den Menschen passiert, gerade auch nach dem Ende von Konflikten. Remarque wird nicht als historischer Autor begriffen, sondern gerade als Autor, der sich auf allgemein menschliche Erfahrungen bezieht, die sich in allen Konflikten so ergeben", sagte der Leiter des Osnabrücker Erich-Maria-Remarque-Friedenszentrums im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Der 1898 in Osnabrück geborene Autor, der vor allem mit seinem Antikriegsroman "Im Westen nichts Neues" (1929) berühmt geworden war, hält nach Einschätzung Schneiders auch für die Gegenwart eine wichtige Botschaft bereit. "Remarque verweist auf Empathie. Er sieht in allen Konfliktsituationen den einzelnen Menschen und versetzt sich in ihn hinein. Er versucht zu verstehen. Daraus kann Toleranz entstehen. Seine Haltung gibt ein Beispiel dafür, wie Konflikte vermieden werden könnten, indem durch Empathie Dialog möglich wird. Das ist seine zentrale Botschaft", so Schneider. Mit dieser Haltung sei Remarque auch nicht ideologisch zu vereinnahmen.
Wie der Literaturwissenschaftler weiter sagte, liegt die Weltauflage der Romane des Autors derzeit bei über 60 Millionen. Die Bücher Remarques seien in über 40 Sprachen übersetzt. Derzeit kämen weitere Übersetzungen hinzu, etwa in georgischer und armenischer Sprache. Mit den von ihm betreuten Neuausgaben seiner Werke liegen nach Schneiders Worten nun die Romane Remarques in authentischer Textgestalt vor. Zugleich sei klar geworden, wie sehr sich der Romancier als ein weltweit tätiger Autor verstanden habe. "Remarque hat nach dem weltweiten Erfolg von ,Im Westen nichts Neues' begonnen, sich als weltweiter Autor zu begreifen. Schon mit dem Roman ,Der Weg zurück', dem Folgeband zu ,Im Westen nichts Neues', hat er mit seinem Agenten eine globale Vermarktungsstrategie geplant. Er lancierte Vorabdrucke global am gleichen Tag in über 40 Zeitungen. Die Buchausgaben folgten", beschrieb Thomas Schneider die Strategie des Erfolgsautors.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)