Wladimir Kaminer: "Als Kind dachte ich, Kirchen seien eine Art Mausefalle für Gott"
Archivmeldung vom 04.02.2014
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Freigeschaltet durch Doris Oppertshäuser"Warum sonst gaben sich die Menschen beim Bau derartige Mühe?", fragt Wladimir Kaminer (46), deutscher Schriftsteller mit russischen Wurzeln, ein Zeitloser und ein Mann zwischen den Welten exklusiv im Interview mit der Zeitschrift Happinez (EVT: 6. Februar). "Um Gott anzulocken, überzogen die russischen Orthodoxen die Kuppeln mit feinstem Gold."
Der Autor offenbart einen ungewöhnlichen Blick als Freigeist und Suchender zugleich: "Ich glaube, dass sich das Glauben lohnt: weil es ein Motor ist, während Nichtglauben und alles Anzweifeln die Bremse darstellt. Doch Gott ist nicht dumm. Er wählt die Freiheit und bleibt den Kirchen fern. Ich glaube, dass Gott nicht auf irgendeiner Wolke sondern in uns sitzt."
Der Sinn des Lebens liegt für den Schriftsteller von "Russendisko" darin, das Leben zu verstehen, den Menschen: "Wir werden niemals so schnell laufen können wie Strauße und nie so schnell schwimmen wie Fische - wir versuchen es dennoch. Warum verwenden wir diese Energie nicht lieber dafür, über die Welt zu staunen?", fragt er verwundert. Auch die Frage nach der Perspektive des Betrachters ist immer wieder wichtig für Kaminer: "Von außen kann ich eine Tasse besser betrachten, als wenn ich drin sitze.
Ich bin Russe und deutscher Schriftsteller zugleich - das sorgt für jede Menge verblüffende Beobachtungen, die ich nicht missen möchte. Ich kann mir sogar vorstellen, dass Ausländersein ein Schulfach werden könnte. So würden wir viel mehr Verständnis, eine andere Sicht auf unser Land und auf uns selbst bekommen." Die Quintessenz des Lebens ist für den Autor die Liebe: "... unsere einzige Chance auf Unsterblichkeit. Die Fahrkarte in die Zukunft. Sie ist der Universalschlüssel für fast alle Probleme."
Quelle: Bauer Media Group, happinez (ots)