"Focus": ARD-Finanzausgleich gerät ins Wanken
Archivmeldung vom 05.11.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUnter den Intendanten der ARD gibt es einem Medienbericht zufolge konkrete Pläne, den internen Finanzausgleich zu reformieren, der die Existenz von Radio Bremen und des Saarländischen Rundfunks sichert. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Focus" sind der Hessische Rundfunk (HR) und der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) nicht länger bereit, etwas von ihrem Anteil an den Rundfunkgebühren abzugeben.
Neben HR und MDR zahlen der Bayerische Rundfunk (BR), der Norddeutsche Rundfunk (NDR), der Südwestrundfunk (SWR) und der Westdeutsche Rundfunk (WDR) insgesamt 53,7 Millionen Euro jährlich, um die beiden kleinsten Sender zu unterstützen. Der Bremer Sender erhält 24,8 Millionen Euro, die Anstalt an der Saar 28,9 Millionen Euro. Wegen eigener finanzieller Probleme wollen der Hessische und der Mitteldeutsche Rundfunk laut "Focus" nun von der Geber- auf die Nehmer-Seite wechseln. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg erhält derzeit keine Zuwendungen aus dem noch bis Ende 2014 gültigen Finanzausgleich, muss aber auch nichts einzahlen.
Die Situation bei Radio Bremen und dem Saarländischen Rundfunk ist so angespannt, dass beide Sender die von ihnen produzierten "Tatort"-Folgen nicht selbst finanzieren können. Für den "Tatort" von der Saar schießen "Focus" zufolge der BR, der NDR und der SWR als Ko-Produzenten je Folge abwechselnd 300.000 Euro zu.
ARD rechnet für 2012 nur mit dem dritten Platz
Eigentlich hätte 2012 für die öffentlich-rechtlichen Sender ein gutes Jahr werden müssen: Die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele sorgten den Sommer über für hohe Einschaltquoten. Doch in der Endabrechnung für das gesamte Fernsehjahr wird vom Sport-Boom nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" nur das ZDF profitieren, die ARD dagegen sackt weiter ab. Das Erste wird auch nach interner Einschätzung wohl einen historischen Minusrekord einfahren und hinter ZDF und RTL nur auf dem dritten Platz landen. Derzeit liegt das Zweite mit 12,6 Prozent Marktanteil (Vorjahr: 12,1 Prozent) vorn, RTL mit 12,4 Prozent (14,1) auf Platz zwei, das Erste mit 12,3 Prozent (12,4) dahinter.
Innerhalb der ARD wird auch die monatelange Quotenpleite des täglichen Talks von Thomas Gottschalk im Vorabendprogramm für die Misere verantwortlich gemacht. Unter dem schwachen Zuspruch der Sendung hätten die Quoten der nachfolgenden Sendungen gelitten, heißt es intern. Einen Hoffnungsschimmer gibt es derzeit nicht. Für das Programmjahr 2013, in dem kein sportliches Großereignis stattfindet, erwarten ARD-Verantwortliche keine Besserung. Durch die Vielzahl neuer Kanäle ist der Marktanteil aller großen Sender seit Jahren tendenziell rückläufig.
Quelle: dts Nachrichtenagentur