Regisseur Dominik Graf kritisiert neue "Tatort"-Regel der ARD
Archivmeldung vom 06.11.2017
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Freigeschaltet durch André OttDer Regisseur Dominik Graf hat die Entscheidung der ARD, nur noch zwei experimentelle "Tatorte" pro Jahr senden zu wollen, scharf: "`Tatorte` sind Polizeifilme. Polizeifilme dürfen grundsätzlich ohne Einschränkung immer alles, solang sie in irgendeiner und durchaus auch in dramaturgisch `experimenteller` Weise eine packende Ermittlung erzählen", sagte Graf der "Bild am Sonntag".
"Und auch ein konventioneller `Tatort` kann toll sein. Aber nur mit Konventionalitäts-Zwang allein erreicht man keine Qualitäts-Sicherheit. In dem Moment, wo die Zuschauer vor Unterforderung nur noch gähnen, hat man den `Tatort` jedenfalls zerstört!" Wie die ARD immer wieder unterstreicht, wolle man zwar außergewöhnliche Filmstoffe zulassen, aber keinen Wettbewerb der Rundfunkanstalten, wer den abgedrehtesten "Tatort" macht. Wo die Grenze zwischen "außergewöhnlich" und "experimentell" verläuft, definiert die Sendeanstalt aber nicht.
"Für die Beurteilung, ein Film sei `experimentell`, braucht man sehr viel Kinoerfahrung und sehr präzises, objektives Stilgefühl", sagte Graf dazu. "Persönlicher Geschmack ist da völlig fehl am Platz. Denn manches, wovon man in Deutschland peinlicherweise immer noch glaubt es sei `experimentell`, gehört längst zur internationalen Filmsprache." Ob in Zukunft vermehrt "Tatort"-Ideen abgelehnt werden, bleibt abzuwarten. "In der alltäglichen Redaktions-Praxis wird es nun wahrscheinlich Ideen-Staus und jede Menge vorauseilenden Gehorsam geben", so Graf. "Aber vielleicht war das ja das eigentliche Ziel der Verlautbarung, wer weiß? Gebote und Verbote haben beim Film auf lange Sicht aber immer nur das Gegenteil bewirkt."
Quelle: dts Nachrichtenagentur