ROG stellt die 37 größten Feinde der Pressefreiheit und Jahresbericht vor
Archivmeldung vom 02.05.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.05.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai stellt Reporter ohne Grenzen die aktuelle Liste der 37 größten Feinde der Pressefreiheit vor. Sie sind Staatspräsidenten, Minister, Könige, Guerillaführer und Bosse krimineller Organisationen.
Zu ihnen
zählen Russlands Präsident Wladimir Putin, Tunesiens Staatschef
Ben-Ali, Nepals König Gyanendra, Weißrusslands Präsident Alexander
Lukaschenko, Kubas Staatschef Fidel Castro, islamistische Gruppen im
Irak und Afghanistan oder Paramilitärs in Kolumbien.
Sie besitzen die Macht, Medien zu schließen, Journalisten ins
Gefängnis zu werfen, zu entführen, zu foltern oder gar zu ermorden.
Dank ihrer Position werden sie dafür in der Regel nicht bestraft und
nicht einmal angeklagt.
"Diese Gewalt schränkt die Arbeit von Journalisten und damit den
Zugang zu freier Information in zahlreichen Ländern der Erde
dramatisch ein", sagt Michael Rediske, Vorstandssprecher von Reporter
ohne Grenzen. "Unzensierte Nachrichten aber sind Grundpfeiler jeder
Demokratie und zudem ein Menschenrecht. Dies zu achten fordern wir
von allen Regierungen und Machthabern."
In dem ebenfalls am 3. Mai erscheinenden Jahresbericht macht
Reporter ohne Grenzen zudem darauf aufmerksam, dass 2005 das
tödlichste Jahr für Medienleute seit über einem Jahrzehnt war: 63
kamen ums Leben, die meisten im Irak. Mit über 1.000 Medien wurden 60
Prozent mehr als im Vorjahr zensiert und verboten. Allein in diesem
Jahr wurden schon 16 Journalisten wegen oder während ihrer Arbeit
getötet, 119 sind derzeit hinter Gittern.
"Weltweit sind Journalisten und Medien mehr bedroht denn je.
Gewalt und Restriktionen nehmen massiv zu, Journalisten werden immer
häufiger zu Zielscheiben", erläutert Rediske.
Der Irak bleibt das gefährlichste Land für Journalisten. Seit
Kriegsbeginn im März 2003 kamen dort 87 Journalistinnen und
Journalisten ums Leben; in diesem Jahr allein sechs. Aber auch auf
den Philippinen, in Nepal, Usbekistan und Weißrussland hat sich die
Lage weiter verschlechtert. Auf den Philippinen wurden 2005 sieben
Journalisten ermordet. In Nepal hat König Gyanendra zahlreiche
Journalisten ins Gefängnis und die unabhängigen Medien zum Schweigen
gebracht. Er ist damit für über die Hälfte der weltweiten Zensur- und
Verbotsfälle verantwortlich.
In und aus Usbekistan kann nach dem Massaker an Demonstranten vom
Mai 2005 nicht mehr frei berichtet werden. Das Land ist inzwischen
für ausländische Medien kaum noch zugänglich. In Weißrussland gibt es
ebenfalls so gut wie keine unabhängigen Stimmen mehr. Rund um seine
Wiederwahl vom März 2006 hat Präsident Alexander Lukaschenko
zahlreiche Zeitungen schließen sowie in- und ausländische
Journalisten verhaften lassen. In Russland sind die elektronischen
Medien inzwischen wieder komplett unter staatlicher Kontrolle, auf
die verbliebenen unabhängigen Zeitungen und Zeitschriften wird
massiver Druck ausgeübt.
Auch in Ländern der EU und in Nordamerika wird Pressefreiheit
eingeschränkt. "Zwar ist die Situation hier nicht mit der in Ländern
wir Myanmar oder Syrien zu vergleichen", so Rediske. "Doch die
Angriffe auf den Quellenschutz und die sich häufenden Durchsuchungen
von Redaktionsräumen zeigen, dass auch in den USA, Frankreich oder
Deutschland Medienfreiheit immer wieder verteidigt werden muss."
Überwachung und Zensur des Internets betreiben weiterhin Länder
wie China, Iran, Kuba, Malediven, Tunesien und Vietnam massiv. Dabei
sind die Methoden unterschiedlich: Während in Kuba der Kauf eines
Computers streng reglementiert ist, greifen etwa China, Vietnam und
Tunesien auf ausgeklügelte Filter- und Überwachungssysteme und auf
westliche Hilfe zurück. Vor allem US-amerikanische Firmen wie Yahoo,
Microsoft und Google unterstützen zum Beispiel China bei den
Maßnahmen. So hat Yahoo in China bei der Verhaftung von mindestens
drei Internet-Dissidenten mitgewirkt und Google stellt eine zensierte
Suchmaschine zur Verfügung.
Die Liste der 37 größten Feinde der Pressefreiheit und den
Jahresbericht (pdf, auf Englisch) finden Sie unter:
www.reporter-ohne-grenzen.de
Quelle: Pressemitteilung Reporter ohne Grenzen