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Komiker Michael Kessler: "The Masked Singer" untergräbt das Vertrauen ins Fernsehen

Archivmeldung vom 04.12.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.12.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Michael Kessler (2018)
Michael Kessler (2018)

Foto: © Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Satiriker Michael Kessler glaubt, die ProSieben-Show "The Masked Singer" schadet dem Fernsehen: "Vielleicht wenden sich viele Menschen vom Fernsehen ab, weil inzwischen so viel gefakt wird, weil falsche Emotionen produziert werden, falsche Tränen und inszenierte Dramen", sagte der 53-Jährige im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ).

Kessler weiter: "Wir Zuschauer werden durch Schnitt, Musik und Dramaturgie immer wieder manipuliert, und ich finde, man darf nicht müde werden, das aufzuzeigen. Weil die Glaubwürdigkeit des Fernsehens im Ganzen darunter leidet."

Dem ProSieben-Hit "The Masked Singer" warf Kessler "klassische Casting-Show-Mechanismen" vor: "dieses unfassbare Dehnen von Entscheidungen, die hanebüchenen Vermutungen, wer unter der Maske steckt". Diese Unwahrhaftigkeit falle auf das ganze Medium zurück: "Das zieht uns allen den Boden unter den Füßen weg. Die Leute glauben uns sonst auch dort nicht mehr, wo nicht gelogen wird."

In der Debatte ums Blackfacing votierte Kessler für die Kunstfreiheit: "Wir können uns als Künstler keine Fesseln anlegen lassen, nicht in der Satire und nicht in der Parodie." Angst davor, nach alten Blackfacing-Nummern gefragt zu werden, habe er nicht: "Das wurde ich ja schon gefragt - wegen meines Silbereisen-50-Cent-Sketches mit Bernhard Hoëcker von 2006. Da habe ich mich nicht geäußert", sagte Kessler. Er habe aber "eine ganz klare Meinung" dazu: "Wir leben inzwischen aber in einem Zeitalter der Empörung, in dem viele ständig alles kritisieren und immer weniger erlaubt sein soll. Wenn wir Künstler das mitmachen, ist es das Ende von Kunst und Satire."

Im Vorwurf sieht Kessler eine Fehlinterpretation: "Es geht uns doch nicht darum, Minderheiten zu denunzieren. Unser Team wägt bei jedem Sketch genau ab; und es gibt eine Gürtellinie, unter die wir nicht gehen." Bernhard Hoëcker hatte sich zuletzt kritisch über den Sketch geäußert, in dem Kessler den Schlagerstar Florian Silbereisen parodiert hatte und Hoëcker den Rapper 50 Cent.

Kritik übte Kessler auch am Kinderfernsehen. "Hinter Dingen wie ADHS vermute ich immer erst mal zu viel und falsches Fernsehen", sagte Kessler. "Wenn Geschichten zu schnell geschnitten sind und zu laut, kommen Kinder nicht mehr mit. Ich glaube, so was führt zu großer Unruhe. Kinderfernsehen muss einfach sein und langsam, und es muss Charme haben", so Kessler. Formate wie "Sponge-Bob" seien eher für Erwachsene gemacht. Auch an Kinder adressierte Werbung lehnte Kessler ab: "Im Kinderfernsehen Werbung zu schalten finde ich auch ein No-Go", sagte der Komiker. "Ich komme aus einer Zeit, als Kinderfernsehen zwischen 17 und 18.30 Uhr lief, und das ohne Reklame. Da kam man als Kind noch mit."

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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