ComScore: Britische Daily Mail ist meistbesuchte Zeitung im Internet
Archivmeldung vom 28.01.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittLaut dem US-Marktforscher comScore ist Langzeit-Branchen-Primus New York Times nicht mehr das meistbesuchte Zeitungsangebot im Netz. Die englische Boulevardzeitung Daily Mail hat dem Prestige-Blatt aus den USA im Dezember 2011 den Spitzenplatz abspenstig gemacht. Eine Sprecherin der Qualitätszeitung aus New York zeigte sich verschnupft und zweifelt die Messmethoden von comScore, die als Branchenstandard gelten, an.
Der Marke New York Times schadet diese Entwicklung nicht. Dass sich das Unternehmen überhaupt zu solchen Erhebungen äußert und sich auf einen "Pinkelwettbewerb" mit einem Boulevardblatt einlässt, ist als Zeichen von Führungsschwäche zu werten. Noch schlimmer wäre, wenn die Statistik so ernst genommen würde, dass inhaltliche Änderungen davon abgeleitet würden", sagt Marken-Experte Thomas Otte gegenüber pressetext.
Im Dezember 2011 wurde die Online-Version der New York Times von 44,8 Mio. Lesern besucht. Im selben Monat konnte die Daily Mail 45,3 Mio. Besucher verzeichnen. Eine Sprecherin der US-Zeitung kommentierte das Ergebnis beleidigt und begründete die Wachablöse an der Spitze mit der Inkludierung eines Anlageberatungsportals der Daily Mail in die Gesamtbesucherzahl. Da Nebenplattformen der New York Times nicht berücksichtigt worden seien, sei diese immer noch das meistbesuchte Einzelangebot einer Zeitung im Netz. Gleichzeitig betonte die Sprecherin, dass die Daily Mail trotz Büros in Los Angeles und New York nicht als Konkurrenz betrachtet werde.
Freude in England
Die Leserzahlen der New York Times im Internet haben sich trotz Einführung einer Bezahlschranke positiv entwickelt. Die Daily Mail hat in den vergangenen Jahren aber deutlich höhere Zuwachsraten zu verzeichnen gehabt. "Boulevardblätter, zum Beispiel Bild und Krone im deutschsprachigen Raum, sind von Haus aus auf höhere Leserzahlen ausgelegt. Solche Angebote machen einen guten Job, wenn alle Bevölkerungsschichten angesprochen werden", so Otte.
In London herrscht hingegen Freude über die neugewonnene Marktführerschaft. Der Chefredakteur der Daily-Mail-Online sieht die Zahlen als Bestätigung der guten Arbeit seiner Mannschaft. "Wir bringen Nachrichten, die die Menschen lesen wollen", fasst er den Erfolg seiner Publikation zusammen. Die New York Times verfolgt eine andere Philosophie. "Für die New York Times zählt die Qualität der Leserschaft. Die Zeitung lebt davon, das Medium der Wahl für viele Entscheidungsträger zu sein und muss keinen Klatschwettbewerb gewinnen. Erst wenn die Entscheider abspringen, ist die Marke gefährdet", so Otte.
Quelle: www.pressetext.com/Markus Keßler