Claus Kleber: Was das Internet besser kann als das Fernsehen
Archivmeldung vom 10.11.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFür Claus Klebers Doku-Duo "Hunger" und "Durst" haben ZDF und ZDF Digital ein "Zwei-Säulen-Modell" für Transmedia-Storytelling entwickelt. Das Fernsehen soll berühren und Interesse wecken, das dann im Netz gründlich befriedigt werden kann, erklärt Kleber im Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de.
Hinter der zweiteiligen Dokumentation, deren "Durst"-Film am Dienstag im ZDF läuft, stecke ein Jahr an Planung, Überlegung und Fokussierung, bevor die Kamera eingeschaltet wurde, berichtet ZDF-Nachrichtenmann Kleber. "Dabei ist so viel Wissen zusammengekommen, dass wir aus dem Vollen schöpfen konnten. Es ging nur noch darum, all das in eine Form zu gießen, die im Internet attraktiv aussieht", erzählt er. Dafür sorgte schließlich die kleine ZDF-Tochter ZDF Digital.
Kleber sieht das Internet nicht zuletzt dadurch als echten Glücksfall für Fernsehjournalisten an. Im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de sagt er: "Es ist befreiend. Ich kann im Fernsehen das machen, was das Fernsehen am besten kann - mit Gesichtern und Bildern große Emotionen wecken. Und ich kann im Netz das machen, was öffentlich-rechtliche Zuschauer zu Recht verlangen. Nämlich fundierte und differenzierte Informationen liefern. Und das auch im Internet in einem grandiosen Design."
Könnte nicht auch das Fernsehen mehr Tiefgang gebrauchen? Kleber will durch den Spagat zwischen Fernsehen und Internet möglichst viele Interessen auf einmal befriedigen. "Es gab einen Scheinkonflikt. Dass eine TV-Doku entweder packend oberflächlich oder gründlich langweilig wird. Die packenden Filme kriegen großes Publikum, die langweiligen beschäftigen sich vertieft mit der Sache selbst. In der Zwei-Säulen-Methode nutzt jedes Medium seine Stärke. Am Ende steht ein packendes, informatives Angebot."
Zur Zeit schwinden ohnehin die Grenzen zwischen linearem TV und Internet. ZDF-Mann Kleber: "Ich habe mir für diesen Film extra einen HbbTV-Fernseher geleistet. In dem Moment, wo über Gentechnik in China gesprochen wird, lässt sich der rote Knopf drücken, der Film pausiert und ich schaue mir vertiefende Informationen an. Das mache ich drei Minuten, drücke den roten Knopf erneut und der Film geht mit herrlichen Bildern aus dem Grand Canyon weiter. So kann es funktionieren."
Dabei sei der Aufwand für die Fernsehschaffenden gar nicht so groß wie man denken mag. "Es basiert auf der gründlichen inhaltlichen Arbeit, die wir für eine so tiefgehende Dokumentation ohnehin machen ", erklärt Claus Kleber im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Zum Schluss müssen wir dann nur noch einige Prozent mehr an Zeit und Geld investieren, dafür habe ich dann ein im öffentlich-rechtlichen Sinn viel wertvolleres Ergebnis."
Quelle: Medienmagazin DWDL.de (ots)