Ein Oscar für die Delfine?
Archivmeldung vom 02.02.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Dokumentarfilm „Die Bucht“ ist für den Oscar nominiert. Wie die „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“ am Dienstag bekannt gab, wurde der Film über die japanische Delfinjagd in die enge Auswahl für den „Besten Dokumentarfilm“ aufgenommen.
Die Tierschutzverbände Pro Wildlife, WDCS und OceanCare – offizielle Partner des Films – hoffen, dass die japanische Regierung dadurch noch stärker unter Druck gerät und die Treibjagden einstellt. Der spannende Öko-Thriller „Die Bucht“ deckt auf, wie eine weltweite Delfinindustrie mit den alljährlichen Treibjagden im japanischen Fischerort Taiji verflochten ist. Dieser brutalen Praktik fallen jedes Jahr rund zweitausend Delfine zum Opfer.
Freude und Hoffnung bei Delfinschützern
„Wir gratulieren Regisseur Louie Psihoyos zur Oscar-Nominierung“, sagt Dr. Sandra Altherr von Pro Wildlife. „Er hat den Oscar nicht nur verdient, weil er einen packenden Film gedreht hat – er und sein Team haben der Welt gezeigt, wie skrupellos und grausam die Delfintreibjagd in Japan ist.“ „“Die Bucht“ legt auch Zeugnis für die Bedeutung von Undercover-Recherchen ab, da die Verursacher von Tierleid, allen voran Regierungen, vielfach versuchen, solche Praktiken vor der Öffentlichkeit zu verbergen“, sagt WDCS-Geschäftsführer Nicolas Entrup.
Japan: Die Medien sind weg, die Jagd geht weiter
Traditionell beginnen die Treibjagden auf Delfine in Taiji jedes Jahr am 1. September. Bisher geschah dies stets im Verborgenen. Nachdem „Die Bucht“ im vergangenen Sommer in die Kinos gekommen war und Medien weltweit über die grausame Delfinjagd berichtet hatten, strömten Anfang September Fernsehteams aus aller Welt nach Taiji. Daraufhin setzten die Fischer in Taiji die Delfinjagd zunächst aus. Doch als Anfang des Jahres die öffentliche Aufmerksamkeit wieder zurückging und die Kameras wieder weg waren, passierte, was Tierschützer befürchtet hatten: die grausame Jagd ging weiter. Pro Wildlife, WDCS und OceanCare senden deshalb Beobachter an die Küste von Taiji, die die Jagd weiterhin dokumentieren.
Japanische Regierung gerät zunehmend unter Druck
Die Delfinschützer von Pro Wildlife, WDCS und OceanCare verstärken indes den Druck auf Japan, die Jagd zu beenden. Im Zuge der Ausstrahlung von “Die Bucht“ wurden im deutschsprachigen Raum Zehntausende Protestkarten und E-Mails an die japanische Botschaft übermittelt. Besonders bemühen sich die Tierschützer darum, dass die Japaner selbst erfahren, was in ihrem Land mit den Delfinen geschieht und wie giftig der Verzehr von Wal- und Delfinfleisch ist. Deshalb unterstützen die drei Organisationen Tierschutz- und Verbraucherorganisationen vor Ort, die die japanische Bevölkerung über das Massaker informieren und vor dem Verzehr von Delfinfleisch warnen. Mit ersten Erfolgen: Zunehmend berichten auch japanische Medien über die Belastung von Wal- und Delfinfleisch. Auf Druck der Tierschützer hat nun auch die japanische Verbraucherministerin zugesagt, sich des Themas anzunehmen. Die Oscar-Nominierung könnte dem Film nun auch in Japan zu Berühmtheit verhelfen: „Bisher haben nur 300 Menschen in Japan „Die Bucht“ gesehen – bekommt der Film den Oscar, wird auch die japanische Bevölkerung endlich das Geheimnis der berüchtigten Bucht erfahren“, sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare. "Unsere Partnerorganisation in Japan hat den Film nun ins Japanische übersetzt und bereitet DVD-Vorführungen im ganzen Land vor."
Die „Academy Awards“ werden am 7. März in Hollywood verliehen.
Quelle: WDCS