Boris Becker über seine Schulden - und die Hoffnung, bald wieder solvent zu sein
Archivmeldung vom 28.11.2019
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Freigeschaltet durch André OttDer frühere Tennisstar Boris Becker will bis Ende des Jahres schuldenfrei sein. "Ich kämpfe dafür, dass dieses Verfahren annulliert wird - dass ich wieder behandelt werde, als wäre diese Insolvenz nie passiert", sagt der 52-jährige im Gespräch mit dem stern.
Gegen den Wimbledon-Sieger läuft seit Juni 2017 in Großbritannien ein Insolvenzverfahren. Dies nimmt, laut Becker, nun eine glückliche Wendung: So wolle sich die Bank Arbuthnot Lathem, die mit einer Millionenforderung den Fall 2017 ausgelöst hatte, aus dem Insolvenzverfahren zurückziehen. "Mittlerweile ist die englische Privatbank voll und ganz befriedigt worden", sagt Becker. "Die Bank konnte sich über meine Finca, die ich auf Mallorca besaß, schadlos halten." Den Rückzug habe die Bank "schriftlich bestätigt".
In dem Insolvenzverfahren laufen mittlerweile insgesamt Forderungen von 15 Gläubigern in Höhe von gut 55 Millionen Euro auf. Der größte Anteil stammt von Beckers früherem Geschäftspartner, dem früheren Metro-Manager Hans-Dieter Cleven aus der Schweiz, der umgerechnet 38 Millionen Euro anmeldete. Becker erkennt diese Forderungen nicht an und will nun gerichtlich dagegen vorgehen: "Bei der Summe bleibt auch mir die Spucke weg", so Becker, "aber ich bestreite diese Forderungen". Und weiter: "Mittlerweile habe ich Klage in der Schweiz eingereicht, um feststellen zu lassen, dass diese Forderungen unberechtigt sind." Becker räumt ein, im Fall von Cleven über die Jahre Darlehnsverträge unterschrieben zu haben. Diese Verträge spiegelten jedoch nicht die Realität wider, sagt er dem stern. "Ich ging davon aus, dass Herr Cleven diese Verträge nur braucht, wenn er Probleme mit der deutschen Steuer bekommt. Ich habe nicht nur das Geld nicht ausgezahlt bekommen. Es sind auch Positionen aufgeführt, die mich nicht betreffen."
Normalerweise endet ein Insolvenzverfahren in Großbritannien bereits nach einem Jahr. Weil Becker sich jedoch wenig kooperativ gezeigt haben soll, wurde diese Frist verlängert. Zuletzt verhängte die Insolvenzbehörde sogar Restriktionen, die Becker über Jahre hinaus geschäftlich beschränken. "Es ist richtig, dass ich aufgrund des verzögerten Informationsflusses im Insolvenzverfahren diese Strafe aufgebrummt bekommen habe", räumt Becker ein. "Sie besagt, dass ich bis 2031 nicht mehr Geschäftsführer einer englischen Firma sein darf. Ich habe das akzeptiert und bin froh, dass die Untersuchungen dazu nun abgeschlossen sind." Die Auflagen hätten keine direkten Auswirkungen auf das laufende Verfahren. "Es bleibt dabei: Wenn ich meine Schulden bezahlt habe, bin ich wieder ein freier Mann."
In einer ausführlichen Gesprächsversion auf stern Plus äußert sich Becker zudem zu der Posse um den vermeintlichen Diplomatenpass der Zentralafrikanischen Republik. "Ich habe kein Geld bezahlt, und ich habe den Diplomatenstatus nicht für eine Immunität angestrebt", gibt Becker an. Er sei auf einen Hochstapler hereingefallen, der ihm den Kontakt vermittelt habe. "Ich wurde mit einer Wagenkolonne abgeholt, Botschafter und Präsident begrüßten mich. Der Präsident sagte, er freue sich auf mich als neuen Mitarbeiter seines Landes ... Und dann haben sie mir den Pass gezeigt. Ich hatte den ja nie selbst in der Hand. Warum sollte ich das nicht glauben? Heute weiß ich, wie irre das war."
Quelle: Gruner+Jahr, STERN (ots)