Jan Gorkow findet 9. November als reinen Mauerfall-Gedenktag seltsam
Archivmeldung vom 07.11.2019
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Freigeschaltet durch André OttDer Sänger der Punkrock-Band Feine Sahne Fischfilet aus Mecklenburg-Vorpommern, Jan "Monchi" Gorkow, findet es seltsam, wenn am 9. November nur vom Mauerfall die Rede ist. "Mein erster Gedanke geht da Richtung Reichspogromnacht 1938. Mein zweiter Gedanke ist, dass dieser Konflikt zwischen Osten und Westen von beiden Seiten einfach Quatsch ist", sagte Gorkow dem "Mannheimer Morgen".
Natürlich gebe es Unterschiede, und er könne auch verstehen, dass Menschen im Osten sich abgehängt fühlten: "Aber dieses opfermäßige Rumgeheule oder wenn Leute so tun, als wenn sie lieber wieder in der DDR leben würden, finde ich auch total fertig. Denn es gibt ja massig Errungenschaften, und ich lebe lieber in der BRD als in der DDR. Selbst, wenn sie auch nicht das Paradies auf Erden ist", so der Sänger weiter.
Auch manche westdeutschen Sichtweisen stören den politisch aktiven Antifaschisten: "Bei allem, was schiefläuft, muss klar sein: Im Osten laufen nicht nur Nazis rum. Da kann man nicht ständig wie ein kleines Gör mit dem erhobenen Zeigefinger rumplärren: `Da sind die Bösen, wir sind die Guten!`", sagte Gorkow. Sein Verhältnis zu Gewalt werde verzerrt dargestellt, er lebe auch in keiner Blase von Linksradikalen. Er sei aber auch "kein Pazifist", so der Musiker weiter. Pazifismus höre sich "ja total schön an, aber wenn passiert, was passiert", könne er verstehen, "wenn sich Leute wehren". Pazifismus sei "oft ein Luxusding, das kann sich nur leisten, wer nicht von Gewalt betroffen ist. Dabei geht es mir aber auf keinen Fall darum, Gewalt zu feiern. Das wäre total dumm, ich bin keine 18 mehr. Aber auch kein Hippie", sagte Gorkow dem "Mannheimer Morgen".
Quelle: dts Nachrichtenagentur