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Tagesschau-Sprecher Schreiber: Facebook braucht einen Chefredakteur

Archivmeldung vom 09.07.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.07.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Constantin Schreiber (2016), Archivbild
Constantin Schreiber (2016), Archivbild

Bild: Krd - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48087207

Constantin Schreiber (42), Sprecher der ARD-Tagesschau und Buchautor, fordert, dass die Verantwortlichen sozialer Netzwerke mehr als bisher ihre publizistische Verantwortung reflektieren und sich entsprechend neu aufstellen.

"Ich finde es sehr problematisch, dass sich Plattformen wie Facebook darauf zurückziehen, nur Plattform zu sein. Das funktioniert so nicht mehr. Ein paar Regeln gegen Hatespeech, die dann doch umgangen werden, helfen nicht", sagte Schreiber im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) und fügte an: "Mir fehlt die Verantwortung. Man braucht auf solchen Plattformen zum Beispiel Chefredakteure. Es wäre vollkommen verkürzt zu denken, dass Facebook nur eine Plattform sei. Facebook wird längst ganz anders wahrgenommen."

Zudem muss es nach Schreibers Worten darum gehen, den Beruf des Journalisten besser zu schützen. Schreiber: "Ich finde auch eine Diskussion darüber wichtig, ob Journalist wirklich kein geschützter Beruf sein soll. Es kann nicht sein, dass jeder, der einen dubiosen Blog betreibt, sich einfach Journalist nennen darf."

Der 42-Jährige beklagte weiter, dass sich die Sicherheitslage für Journalisten auch in Deutschland stark verschlechtert habe. Es gebe viele Journalisten, die nur noch mit Security-Kräften etwa zu Demonstrationen der Querdenker-Bewegung gingen. "Da hat sich für Journalisten definitiv etwas verändert", sagte Schreiber, der in seinem aktuellen Roman "Die Kandidatin" den Bundestagswahlkampf um eine muslimische Kanzlerkandidatin einer fiktiven Umweltpartei beschreibt. "Meine Absicht war zu zeigen, wie bedrohlich es ist, wenn sich die Extreme immer weiter verhärten und die Debattenkultur zu entgleiten droht. Der Roman zeigt, wie es ist, wenn sich in einer Gesellschaft mehrere Fraktionen hasserfüllt gegenüberstehen. Es geht mir um den Appell, dass wir einander mehr zuhören und lernen müssen, miteinander zu debattieren", umriss Schreiber die Intention seines Buches.

Positiv beurteilt der Journalist hingegen die Integration vieler Geflüchteter, die 2015 nach Deutschland kamen. "Ich kenne viele Geflüchtete. Bei vielen von ihnen hat sich ihr Leben in Deutschland zum Guten gewendet. Sie haben schnell Deutsch gelernt, sich unserer Gesellschaft geöffnet, engagieren sich sozial. Viele haben gute Kontakte zu Deutschen. Das beeindruckt mich sehr, vor allem, wenn Jugendliche hier erfolgreich Abitur machen. Dazu gehört viel Kraft", sagte Schreiber, der selbst fließend Arabisch spricht und für seine Willkommenssendung "Marhaba - Ankommen in Deutschland" mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden war.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)

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