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Bernd Siggelkow, Gründer des Kinderhilfswerks "Die Arche": "Unsere Kinder werden im Stich gelassen"

Freigeschaltet am 23.12.2024 um 06:31 durch Sanjo Babić
Hungernde Kinder von Eltern, die sich ein wenig zum Bürgergeld hinzuverdient haben? (Symbolbild)
Hungernde Kinder von Eltern, die sich ein wenig zum Bürgergeld hinzuverdient haben? (Symbolbild)

Bild: copyright free / Eigenes Werk

Wenn über Kinderarmut gesprochen wird, ist das vor allem finanzielle Armut: 2023 waren in Deutschland mindestens zwei Millionen Kinder und Jugendliche von Armut betroffen, also jedes siebte Kind.

"Unsere Kinder werden im Stich gelassen", sagt Bernd Siggelkow, Gründer des Kinderhilfswerks. "Die Arche", im Apothekenmagazin "ELTERN": "Es geht auch um Chancenungleichheit: Wer wenig Geld hat, hat meist einen schwierigen Start, was Schule und Bildung betrifft - und das wirkt sich letztlich aufs ganze Leben aus." Bildung sei oft der wichtigste Weg aus der Armut, so der evangelische Pastor.

Notwendig wären Berater aus der Praxis

Offiziell ist Bildung in Deutschland zwar kostenlos - doch wer das sagt, der hat aus Sicht von Siggelkow "keine Ahnung": "Natürlich ist Schule kostenlos, aber Bildung ist es nicht. Ich kann als Bürgergeldempfänger in die Schule gehen und bekomme Schulbücher bezahlt. Aber wer zahlt meinen Kindern Dinge wie Nachhilfe?" Eltern aus bildungsfernen Familien könnten ihren Kindern kaum in der Schule helfen, klagt der Arche-Gründer. Viele brauchen Unterstützung, um das Abitur - oder um es überhaupt aufs Gymnasium - zu schaffen. "Nur etwa fünf Prozent der Kinder von Bürgergeldbeziehern machen Abitur. Man kann natürlich auch ohne Abitur einen Beruf erlernen. Aber die Chancen auf eine höhere Ausbildung sind eben schlechter als bei Kindern von Familien, die sich Nachhilfe oder Privatlehrer leisten können."

Von der Politik fordert Bernd Siggelkow einen Kinderbeauftragten, der sich für die Bedürfnisse der Kinder einsetzt: "Der muss auch beim Thema Bildung übergreifend mitreden können." Das Bildungssystem müsse sich endlich an den Bedürfnissen unserer Kinder orientieren, so Siggelkow. Außerdem bräuchten Politiker Berater aus der Praxis und nicht nur Theoretiker, "die noch nie ein Kind gesehen haben. Ich muss unseren Politikern ehrlich sagen: 'Was wir gerade machen, funktioniert nicht. Ihr lasst unsere Kinder vor die Hunde gehen'."

Den Kindern Wertschätzung geben

In der Arche erhalten Mädchen und Jungen aus sozial benachteiligten Familien unter anderem gratis Essen, Freizeitangebote, Hausaufgabenbetreuung und Lernförderung. Was die Politik von der Arche lernen kann: Dort nimmt man sich Zeit für die Kinder, hört ihnen zu und gibt ihnen Wertschätzung - "etwas, das ihnen fehlt und sie in der Schule oft nicht bekommen".

Viele der Kinder aus der Arche schaffen dank der verstärkten Betreuung den Schulabschluss, was sonst nicht möglich wäre. "Mittlerweile arbeiten auch viele unserer ehemaligen Kinder selbst im Jugendbereich", freut sich Bernd Siggelkow.

Quelle: Wort & Bild Verlagsgruppe - Gesundheitsmeldungen (ots)

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