Musik: DMCA erspart YouTube eine Mrd. jährlich
Archivmeldung vom 01.04.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie als "Safe Harbor" bekannten Haftungsbeschränkungen im Digital Millennium Copyright Act (DMCA) ersparen YouTube womöglich mehr als eine Mrd. Dollar pro Jahr an Lizenzgebühren für Musik. Zu diesem Schluss kommt die Studie "Safe Harbors and the Evolution of Music Retailing" des Phoenix Center, das die Gesetzgebung daher als veraltet kritisiert. Dazu, ob die Studie womöglich von der Musikindustrie finanziert wurde, hat sich die Non-Profit-Organisation allerdings nicht geäußert.
"Veraltete Gesetzgebung bestimmt, wo und wie Menschen Musik hören", meint George Ford, Chefökonom des Phönix Center. Damit spielt er darauf an, dass Nutzer viele Songs für sie kostenlos auf YouTube hören - und auch YouTube selbst kaum Kosten hat. Denn YouTube und andere werbefinanzierte Plattformen zahlen der Studie zufolge nur 0,001 Cent pro gespieltem Song. Das ist demnach etwa ein Achtel dessen, was Rechteinhaber von Betreibern abofinanzierter Musikdienste erhalten. "Das ist offensichtlich ein gewaltiger Unterschied für ähnliche Angebote", kritisiert die Studie.
Verantwortlich macht sie vor allem Safe Harbor, dass die Haftung von Online-Diensten für Raubkopien beschränkt. Selbst wenn sich YouTube an die Buchstaben des Gesetzes halte, könnten etliche illegale Kopien eines Songs gleichzeitig auf der Plattform zu finden sein - woran YouTube selbst dank Werbung verdient. Solche "Ausnutzung von DMCA Safe Harbor kostet die US-Musikindustrie zwischen 650 Mio. und über einer Mrd. Dollar pro Jahr", meint Ford. Das verleihe den Beschwerden der Branche über YouTubes Umgang mit Safe Harbor Glaubwürdigkeit.
Altes Lied neu gespielt
Tatsächlich kritisiert die Recording Industry Association of America seit Jahren, dass YouTube mit diversen Tricks zu wenig für Musik bezahle und ist damit nicht allein. Der britische Branchenverband BPI gab im Mai 2106 an, dass die von YouTube gezahlten Tantiemen trotz Video-Streaming-Booms praktisch nicht ansteigen. Die Phoenix-Center-Studie kommt der Musikindustrie also sicher recht. Eine Auskunft darüber, ob Branchenverbände oder einzelne Labels zu seinen Geldgebern zählen, hat das Phoenix Center gegenüber "TorrentFreak" verweigert.
Quelle: www.pressetext.com/Thomas Pichler