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Soziologe Welzer warnt: Weltkrieg ist eine echte Gefahr

Archivmeldung vom 03.05.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.05.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Harald Welzer (2018), Archivbild
Harald Welzer (2018), Archivbild

Foto: Martin Kraft
Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Der Soziologe Harald Welzer, Erstunterzeichner eines offenen Briefs von Prominenten aus Kultur und Wissenschaft an Kanzler Olaf Scholz, hat vor einer Eskalation der bewaffneten Auseinandersetzung in der Ukraine und der Gefahr eines Weltkriegs gewarnt. Derzeit befinde man sich in einer Logik der Steigerung von Gewalt.

"Diese Logik führt möglicherweise dazu, dass der Krieg zu einem großen Krieg wird, sich also entgrenzt, oder sich im minderschweren Fall auf Dauer stellt und auf Jahre auf einen Zermürbungs- und Abnutzungskrieg hinausläuft", erklärte Welzer im Fernsehsender phoenix.

Notwendig sei es, jetzt eine Unterbrechung anzustreben und die Kriegsdynamik zu unterbrechen. "Wir brauchen ein Fenster, eine Unterbrechung der Gewalt-Eskalation, damit überhaupt eine Verhandlung stattfinden kann, in der ein Kompromiss erarbeitet werden kann", so der Gewaltforscher weiter.

Für die Sichtweise und den Selbstbehauptungswillen der angegriffenen Ukraine müsse man jedes Verständnis aufbringe. "Aber diese Perspektive ist nicht identisch mit der Perspektive einer internationalen Politik, die über Kriegsziele und eine Ordnung nach dem Krieg Rechenschaft ablegen muss, und die das größte Interesse daran haben muss, dass dieser Krieg nicht zu einem Weltkrieg eskaliert. Und diese Gefahr besteht objektiv", war Welzer überzeugt. Da man keine gesicherte Prognose über den weiteren Verlauf des Krieges abgeben könne, tue man gut daran, die kriegerischen Auseinandersetzungen nicht ausufern zu lassen. "Man muss versuchen zu verzögern oder einen Spalt in die Gewalt zu schlagen, damit man einen Raum hat, in dem andere Möglichkeiten des Handelns wieder zur Geltung kommen", führte der Sozialpsychologe weiter aus.

Quelle: PHOENIX (ots)


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