Fremdsprachiges Kanaren-Radio am Ende
Archivmeldung vom 05.10.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittLange Zeit gab es auf den Kanaren wenige Radiosender mit Lizenzen. Die übrigen Programme, zu denen auch ein nationaler spanischer Sender gehörte, zahlten Steuern und wurden geduldet. Jetzt hat der lange Arm der Medienregulation auch die Kanaren erreicht. Im Juni diesen Jahres mussten sich sämtliche analogen Radiostationen um eine Lizenz bewerben. Schlussendlich erhielten ausschließlich spanischsprachige Sender eine Genehmigung. "Vielleicht kommt es noch zu einer Neuauflage der Vergabe, da Einspruch eingelegt wird. Das kann aber dauern, da das Verfahren vielleicht bis nach Strassburg geht", sagt der Schweizer IC-Media-Group-Inhaber Joe Schacher gegenüber pressetext.
Schacher hat seinen deutschen Radiosender auf Teneriffa Ende September abgedreht. "Wenn wir durch alle Instanzen gehen würden, hätten wir vielleicht Erfolg. Das ist aber mit enormen Kosten verbunden. Ich konzentriere mich derweilen lieber auf meine Print- und Onlinemedien", sagt Schacher. Andere Betreiber von fremdsprachigen oder regionalen Radiosendern haben sich allein auf Radio konzentriert. Für sie ist das verlieren der Lizenz gleichbedeutend mit dem Ende ihrer Firmen. Viele von den Stationen sind bereits seit Jahren im Geschäft und haben auch Arbeitsplätze geschaffen.
Bei der Vergabe der Lizenzen wurden auch die neu geschaffenen Arbeitsplätze berücksichtigt. "Ich habe meine Arbeitsplätze schon vor Jahren geschaffen. Jetzt würde ich keine neuen mehr anbieten", erklärt Schacher. Das hat dazu geführt, dass einige Lizenzen an neue Sender gingen, einige davon im Besitz lokaler Industrieller. Bestehende Sender, die sich nicht an die Abschaltung halten, müssen mit extrem hohen Bußgeldern rechnen. "Laut spanischem Recht könnte sogar das Privatvermögen belangt werden", so Schacher. Als Konsequenz wird es in Zukunft also kein fremdsprachiges Radio mehr geben.
Digital noch nicht bereit
Touristen werden nur noch über Satelliten Radiosender in ihrer Muttersprache hören können. Auf lokale Nachrichten von den Kanarischen Inseln werden sie dort aber verzichten müssen. Die Lösung wäre ein digitaler Verbreitungsweg, der einer weitaus größeren Zahl von Sendern zugänglich wäre. "Digitale Verbreitung gibt es erst fürs Fernsehen. Bei Radio sind wir noch nicht so weit", erklärt Schacher. Sobald sich durch technische Aufrüstung oder ein neues Vergabeverfahren eine Möglichkeit ergibt, werden sicher wieder fremdsprachige Sender auf den Kanaren verbreitet.
Quelle: www.pressetext.com Markus Keßler