Ein Viertel der deutschen TV-Haushalte empfängt Fernsehen digital
Archivmeldung vom 17.03.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDigital-Fernsehen ist in aller Munde - und in mehr als einem Viertel der deutschen TV-Haushalte bereits heute schon Realität. Durch die Digital-Verbreitung nimmt auch das Angebot an neuen TV-Sendern stetig zu - trifft dabei aber auf Zuschauer, die der explodierenden Vielfalt eher noch reserviert gegenüberstehen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des TV-Vermarkters IP Deutschland.
Die Digitalisierung des Fernsehens schreitet auch in Deutschland
voran. Zum Jahresbeginn 2007 wurde erstmals die 25-Prozent-Schwelle
überschritten - jeder vierte TV-Haushalt in Deutschland empfängt
somit digitale Fernsehprogramme. Damit liegt Deutschland im
europäischen Vergleich im Mittelfeld: Absoluter Vorreiter sind die
Briten, bei denen im Januar 2007mit 72 Prozent also fast drei Viertel
der TV-Haushalte "digital" waren. Das Nachbarland Belgien dagegen
vermeldeten Ende 2006 erst zehn Prozent digitale Fernseh-Haushalte.
Die Digitalisierung der Übertragungswege schafft neue Märkte und
hat unter den Medienanbietern eine Goldgräberstimmung ausgelöst, die
an die Anfangszeit des privaten Fernsehens erinnert. In nur drei
Jahren hat sich die Zahl der Fernsehsender in Deutschland um fünfzig
Prozent vermehrt. Am 1. Januar 2007 waren in den deutschen
TV-Haushalten insgesamt 421 verschiedene TV-Sender empfangbar, Anfang
2004 waren es noch 280. Dies ergab eine Analyse der GfK
Fernsehforschung im Auftrag der IP Deutschland. Auch wenn
vergleichbare Zahlen aus den anderen Ländern schwierig zu beschaffen
sind - Zumindest in puncto Sendervielfalt dürfte Deutschland damit
einen Spitzenplatz in Europa einnehmen.
Die "Gründer-Euphorie" könnte bei vielen neuen Sendern aber schon
bald einer Ernüchterung weichen. Denn tatsächlich sehen sich die
Zuschauer pro Woche im Schnitt nicht mehr als zehn verschiedene
Sender an. Dies ergab eine IP-Analyse von Daten des AGF/GfK
Fernsehforschungspanels, in dem die Fernsehnutzung von über 12.000
Personen permanent und sekundengenau elektronisch erfasst wird. Die
Ergebnisse zeigen, dass sich Erwachsene zwischen 14 und 49 Jahren
durchschnittlich 9,1 verschiedene TV-Sender im Laufe einer Woche
ansehen. Und selbst Personen in "Mega-Channel-Haushalten" mit mehr
als 150 empfangbaren Sendern nutzen davon nur 10,6 unterschiedliche
Kanäle pro Woche. Diese Befunde belegen die unverändert hohe Relevanz
der etablierten TV-Sender der ersten und zweiten Generation, die im
Medienalltag der Bevölkerung praktisch eine Leuchtturm-Funktion
einnehmen.
Neue Sender stehen damit vor einer großen Herausforderung: Selbst
wenn sie ihre technische Reichweite schnell ausbauen können, gibt es
keine Anzeichen dafür, dass die Zuschauer ihr "Relevant Set" über
zehn Sender hinaus deutlich erweitern. Damit verringert sich bei
jedem neu hinzukommenden Sender die Chance, überhaupt noch Beachtung
zu finden. Töchter einer starken Mutter, wie beispielsweise die
digitalen Spartenkanäle von RTL - RTL Living, RTL Crime und Passion -
haben hier natürlich die beste Startposition, da sie als Line
Extension an Bekanntheit und Erfolg ihrer Dachmarke anknüpfen und
nicht zuletzt auch von den Werbemöglichkeiten der Mutter profitieren
können.
Für unbekanntere Sender steht und fällt der Erfolg mit einer klaren Positionierung und dem erfolgreichen Besetzen einer Nische. Mehrere hundert Nischen werden sich allerdings kaum finden, und so dürften etliche erwartungsfroh gestartete Sender auf Dauer ohne Zuschauer und damit auf der Strecke bleiben.
Quelle: Pressemitteilung IP Deutschland