Jella Haase: Berlin wird den Menschen weggenommen
Archivmeldung vom 23.09.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.09.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch André OttSchauspielerin Jella Haase ist genervt von der zunehmenden Gentrifizierung in ihrer Heimatstadt Berlin. "Die Mieten steigen so drastisch, dass alle irgendwie verdrängt werden. Ich glaube, hier passieren gerade ähnliche Fehler wie in Paris und London, dass die Stadt irgendwie verkauft und den Menschen weggenommen wird, denen sie eigentlich gehört", sagte die 24-Jährige im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Sie rief die Politik auf, etwas dagegen zu tun. Die gebürtige Berlinerin tankt zwischen den Dreharbeiten neue Energie in ihrer Heimat. Sie steckt derzeit in einem turbulenten Jahr. Der dritte Teil von "Fack ju, Göthe" steht in den Startlöchern, "Vielmachglas" mit Matthias Schweighöfer ist abgedreht und ein Kino-Projekt mit Michael Bully Herbig wird gerade vorbereitet. Zwischendurch sei es wichtig, in sich zu gehen und Zeit mit sich selbst zu verbringen, sagte Haase: "Mir fällt das ehrlich gesagt ziemlich schwer. Im Moment ist mein Leben so, dass ich eigentlich zwei Jellas bräuchte, um das zu leben."
In ihren Rollen schlägt die 2016 bei der Berlinale als "Shooting Star" ausgezeichnete Schauspielerin einen Spagat zwischen komischen und tragischen Rollen. Im Oktober ist sie wieder als Chantal im dritten Teil von "Fack ju, Göhte" im Kino zu sehen. "Ich glaube, dass ich in einer Komödie ganz gut funktioniere, aber mein Herz schlägt schon für die labileren, dämonischen Rollen, für die Extreme", sagte die 24-Jährige.
Am kommenden Mittwoch 27. September (20.15 Uhr) zeigt Das Erste das Drama "Das Leben danach". Jella Haase spielt darin eine durch die Loveparade-Katastrophe traumatisierte junge Frau. "Ich kann schon sagen, dass das für mich die heftigste Rolle war. Und ich habe einige heftige Rollen gespielt. Aber das war nochmal neu." Um sich in die Gedanken der traumatisierten Antonia zu versetzen, hat sie mit einer Traumatherapeutin zusammengearbeitet, die Betroffene des Loveparade-Unglücks vom 24. Juli 2010 betreut. "Es waren Menschen mit einer posttraumatischen Störung bei der Premiere. Die haben gesagt, sie hätten sich sofort identifiziert, und denen war das Verhalten so nah, was mir als Jella so fremd war", sagte die 24-Jährige.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)