"Sex und andere Peinlichkeiten" - Interview mit Autorin Janine Wilk
Archivmeldung vom 20.06.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.06.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlDie erfolgreiche Nachwuchsautorin Janine Wilk hat ihr erstes Romandebüt "Sex und andere Peinlichkeiten" im Lerato Verlag veröffentlicht. Extremnews steht sie bezüglich ihres satirischen Werks Rede und Antwort und enthüllt, was den Leser erwartet.
Frau Wilk, bitte erzählen Sie uns, wie die Idee zu Ihrem Buch "Sex und andere Peinlichkeiten" entstanden ist.
Die Idee zu diesem Buch ist entstanden, als ich während
eines leutseligen Abends mit Freundinnen festgestellt habe, dass es im Leben
einer fast jeden Frau sehr skurrile Situationen gibt, über die man sich leider
nur allzu selten austauscht, da sie einem peinlich sind. Eine meiner
Geschichten, "Der Sexratgeber", handelt zum Beispiel davon, was man bei dem
Versuch wieder etwas Schwung ins Liebesleben einer Beziehung zu bekommen,
nicht alles für idiotische Dinge anstellen kann. So habe ich in diesem Buch
eine Vielzahl dieser Tabuthemen aufgegriffen und zu satirischen Kurzgeschichten
verarbeitet. Dabei war es mir wichtig trotz dieses Themengebietes nicht ins
Frivole abzugleiten – ob es mir auch gelungen ist, müssen meine Leser
entscheiden.
Inwieweit haben Sie eigene und persönliche Erlebnisse mit
einfließen lassen?
Zum Zusammentragen derlei peinlicher Situationen und da man
schlecht grundsätzlich von sich auf andere schließen kann, habe ich im Vorfeld
für dieses Buch einige Frauen und Männer interviewt. Meine Art von Satire
funktioniert hauptsächlich dadurch, dass sich der Leser in den überspitzt
dargestellten Situationen wiedererkennt, deshalb waren diese Interviews für
mich von großem Nutzen. Mein Ziel war es, dass sich jeder, mich eingeschlossen,
in diesem Buch wiederfindet und darüber lachen kann.
Wo und wie haben Sie Material und interessante Geschichten
gesammelt?
Einige Ideen habe ich durch Zeitungsartikel entwickelt,
Frauenzeitschriften sind für die Ideenfindung besonders gut geeignet. Wie
gerade schon erwähnt haben mich auch die Interviews, die ich geführt habe,
inspiriert. Zum Beispiel erzählte mir während so eines Interviews eine Frau,
dass sie sich bei der Intimrasur in ihr "bestes Teil", den "Knopf der Freude",
geschnitten hat und danach große Ängste ausstehen musste, weil es nicht
aufhören wollte zu bluten. Auf die Idee, dass so etwas überhaupt möglich ist, wäre ich
persönlich gar nicht gekommen. So habe diese Begebenheit satirisch im Buch
verarbeitet, indem ich ein fiktives Telefongespräch zwischen einer derart
verletzten Frau und dem Deutschen Roten Kreuz habe stattfinden lassen – eine
meiner Lieblingsstellen des Buches.
Ohne zuviel zu verraten: Welche Geschichten halten Sie für den Leser bereit?
Jedes Kapitel in "Sex und andere Peinlichkeiten" beginnt mit
einem sogenannten Frauenabend, deren Teilnehmerinnen sind die
Ich-Erzählerin Nina, die Hausfrau und Mutter ist, die ledige Karrierefrau
Miriam und Pepper, die lesbisch ist. Die drei erörtern gemeinsam amüsante Dinge
aus dem Leben der Frauen, wie zum Beispiel wie ein Tampon eigentlich plötzlich
verschwinden kann oder wie man einem Mann auf nette Art und Weise beibringt,
dass seine Qualität im Bett noch enorm steigerungsfähig ist. Die drei stellen
auch einige verrückte Sachen an, sie kämpfen beispielsweise für die
Existenzberechtigung der sogenannten "Schrankleichen" und führen einen Abend
lang ihre allerschlimmsten Kleidungsstücke aus.
Wie hat Ihr persönliches Umfeld auf das Buch und vor allem
auf dessen Inhalt reagiert?
Da ich bis dato "nur" Kurzprosa, Fachartikel und Lyrik
veröffentlicht hatte, haben mir alle zu meinem ersten selbstständigen Titel
gratuliert und sich mit mir gefreut. Amüsant fand ich, dass sich viele meiner
Freundinnen in ein und derselben Person des Buches zu hundert Prozent
wiedererkannt haben.
Natürlich würden uns auch die Reaktionen von Lesern
interessieren, die Sie erreichen.
Bis jetzt haben mich erfreulicher Weise nur positive
Reaktionen erreicht. Viele meiner Leser haben mir begeisterte Emails
geschrieben und eine deutschstämmige Frau aus Teneriffa hat sich letztens sogar
nach meinem Fortsetzungsroman erkundigt. So etwas freut einen als Autor
natürlich.
Ihr Buch wird damit beworben, dass es für jede Frau ein
Befreiungsschlag und für Männer eine unterhaltsame Lektüre sei. Können Sie uns
erläutern, warum? Könnten Männer das Verhalten von Frauen nach der Lektüre von
„Sex und andere Peinlichkeiten“ besser verstehen?
Für Frauen ist das Buch ein Befreiungsschlag, weil endlich
einmal offen und ehrlich die Dinge ausgesprochen werden, die wir ansonsten
gerne verheimlichen. Zum Beispiel musste mal gesagt werden, dass auch der
weibliche Magen-Darmtrakt nach dem Genuss von Zwiebelkuchen oder Krautsalat
schwer zu kämpfen hat, doch als Frau muss man so tun, als wäre man zu derlei
gasförmigen Ausdünstungen gar nicht in der Lage. So etwas kann dazu führen,
dass sich manch eine Frau in Gegenwart eines neuen Verehrers plötzlich sehr,
sehr seltsam verhält, während der Mann in der Regel überhaupt keine Ahnung hat
was nun schon wieder los ist. So lernt ein Mann durch die Lektüre des Buches
das Verhalten der Frauen sicherlich etwas besser verstehen.
Hat das Buch einen gewissen Aufklärungscharakter oder dient
es rein der Unterhaltung?
Für mich hat das Buch sicherlich Aufklärungscharakter, vor
allem war mir die Darstellung der starken Frauencharakteren wichtig. Denn eine
starke Frau bedeutet für mich, den Mut zu haben zu sich selbst zu stehen, so
wie man ist und sich nicht hinter einer schönen Fassade zu verstecken oder sein
Leben damit zu vergeuden den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Es wird
Zeit, dass die Frauen endlich aufhören, diesem Idealbild der perfekten Frau –
Karrierefrau, Supermami, treusorgende Ehefrau und großartige Geliebte in einem
– hinterzujagen, denn damit machen wir uns nur selbst kaputt.
War der Lerato Verlag, der Ihr Buch verlegt, von Ihrer Idee
sofort begeistert? Wie haben die Verleger auf Ihr Manuskript reagiert?
Meine Verlegerin Kati Ohst hat mir am 6.12.05, für mich ein
„historisches“ Datum, eine Email geschrieben, in der sie mir mitteilte, dass
der Lerato-Verlag das Buch verlegen möchte. Sie hatte mein Manuskript gelesen
und war sofort davon begeistert.
Sie haben bereits eine Fortsetzung mit dem Titel „Das Leben
ist wie ein Baguette“ angekündigt. Können Sie uns hier schon in Einzelheiten
einweihen?
Die beiden Figuren Nina und Pepper haben es mir angetan. Es
hat großen Spaß gemacht ihre witzigen Wortgefechte zu schreiben, so dass ich
beschlossen habe, mit ihnen einen Fortsetzungsteil zu schreiben. Die beiden
machen nun zusammen mit Peppers schrulliger, sexbesessener Oma eine Pilger- und
Wellnessbusreise quer durch Frankreich.