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"Sex und andere Peinlichkeiten" - Interview mit Autorin Janine Wilk

Archivmeldung vom 20.06.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.06.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl
Janine Wilk bei ihrer Lesung in Essenbach am 09.06.2007. Bild: Matthias Pietka
Janine Wilk bei ihrer Lesung in Essenbach am 09.06.2007. Bild: Matthias Pietka

Die erfolgreiche Nachwuchsautorin Janine Wilk hat ihr erstes Romandebüt "Sex und andere Peinlichkeiten" im Lerato Verlag veröffentlicht. Extremnews steht sie bezüglich ihres satirischen Werks Rede und Antwort und enthüllt, was den Leser erwartet.

Frau Wilk, bitte erzählen Sie uns, wie die Idee zu Ihrem Buch "Sex und andere Peinlichkeiten" entstanden ist.

Die Idee zu diesem Buch ist entstanden, als ich während eines leutseligen Abends mit Freundinnen festgestellt habe, dass es im Leben einer fast jeden Frau sehr skurrile Situationen gibt, über die man sich leider nur allzu selten austauscht, da sie einem peinlich sind. Eine meiner Geschichten, "Der Sexratgeber", handelt zum Beispiel davon, was man bei dem Versuch wieder etwas Schwung ins Liebesleben einer Beziehung zu bekommen, nicht alles für idiotische Dinge anstellen kann. So habe ich in diesem Buch eine Vielzahl dieser Tabuthemen aufgegriffen und zu satirischen Kurzgeschichten verarbeitet. Dabei war es mir wichtig trotz dieses Themengebietes nicht ins Frivole abzugleiten – ob es mir auch gelungen ist, müssen meine Leser entscheiden.

Inwieweit haben Sie eigene und persönliche Erlebnisse mit einfließen lassen?

Zum Zusammentragen derlei peinlicher Situationen und da man schlecht grundsätzlich von sich auf andere schließen kann, habe ich im Vorfeld für dieses Buch einige Frauen und Männer interviewt. Meine Art von Satire funktioniert hauptsächlich dadurch, dass sich der Leser in den überspitzt dargestellten Situationen wiedererkennt, deshalb waren diese Interviews für mich von großem Nutzen. Mein Ziel war es, dass sich jeder, mich eingeschlossen, in diesem Buch wiederfindet und darüber lachen kann.

Wo und wie haben Sie Material und interessante Geschichten gesammelt?

Einige Ideen habe ich durch Zeitungsartikel entwickelt, Frauenzeitschriften sind für die Ideenfindung besonders gut geeignet. Wie gerade schon erwähnt haben mich auch die Interviews, die ich geführt habe, inspiriert. Zum Beispiel erzählte mir während so eines Interviews eine Frau, dass sie sich bei der Intimrasur in ihr "bestes Teil", den "Knopf der Freude", geschnitten hat und danach große Ängste ausstehen musste, weil es nicht aufhören wollte zu bluten. Auf die Idee, dass so etwas überhaupt möglich ist, wäre ich persönlich gar nicht gekommen. So habe diese Begebenheit satirisch im Buch verarbeitet, indem ich ein fiktives Telefongespräch zwischen einer derart verletzten Frau und dem Deutschen Roten Kreuz habe stattfinden lassen – eine meiner Lieblingsstellen des Buches.

Ohne zuviel zu verraten: Welche Geschichten halten Sie für den Leser bereit?

Jedes Kapitel in "Sex und andere Peinlichkeiten" beginnt mit einem sogenannten Frauenabend, deren Teilnehmerinnen sind die Ich-Erzählerin Nina, die Hausfrau und Mutter ist, die ledige Karrierefrau Miriam und Pepper, die lesbisch ist. Die drei erörtern gemeinsam amüsante Dinge aus dem Leben der Frauen, wie zum Beispiel wie ein Tampon eigentlich plötzlich verschwinden kann oder wie man einem Mann auf nette Art und Weise beibringt, dass seine Qualität im Bett noch enorm steigerungsfähig ist. Die drei stellen auch einige verrückte Sachen an, sie kämpfen beispielsweise für die Existenzberechtigung der sogenannten "Schrankleichen" und führen einen Abend lang ihre allerschlimmsten Kleidungsstücke aus.

Wie hat Ihr persönliches Umfeld auf das Buch und vor allem auf dessen Inhalt reagiert?

Da ich bis dato "nur" Kurzprosa, Fachartikel und Lyrik veröffentlicht hatte, haben mir alle zu meinem ersten selbstständigen Titel gratuliert und sich mit mir gefreut. Amüsant fand ich, dass sich viele meiner Freundinnen in ein und derselben Person des Buches zu hundert Prozent wiedererkannt haben.

Natürlich würden uns auch die Reaktionen von Lesern interessieren, die Sie erreichen.

Bis jetzt haben mich erfreulicher Weise nur positive Reaktionen erreicht. Viele meiner Leser haben mir begeisterte Emails geschrieben und eine deutschstämmige Frau aus Teneriffa hat sich letztens sogar nach meinem Fortsetzungsroman erkundigt. So etwas freut einen als Autor natürlich.

Ihr Buch wird damit beworben, dass es für jede Frau ein Befreiungsschlag und für Männer eine unterhaltsame Lektüre sei. Können Sie uns erläutern, warum? Könnten Männer das Verhalten von Frauen nach der Lektüre von „Sex und andere Peinlichkeiten“ besser verstehen?

Für Frauen ist das Buch ein Befreiungsschlag, weil endlich einmal offen und ehrlich die Dinge ausgesprochen werden, die wir ansonsten gerne verheimlichen. Zum Beispiel musste mal gesagt werden, dass auch der weibliche Magen-Darmtrakt nach dem Genuss von Zwiebelkuchen oder Krautsalat schwer zu kämpfen hat, doch als Frau muss man so tun, als wäre man zu derlei gasförmigen Ausdünstungen gar nicht in der Lage. So etwas kann dazu führen, dass sich manch eine Frau in Gegenwart eines neuen Verehrers plötzlich sehr, sehr seltsam verhält, während der Mann in der Regel überhaupt keine Ahnung hat was nun schon wieder los ist. So lernt ein Mann durch die Lektüre des Buches das Verhalten der Frauen sicherlich etwas besser verstehen.

Hat das Buch einen gewissen Aufklärungscharakter oder dient es rein der Unterhaltung?

Für mich hat das Buch sicherlich Aufklärungscharakter, vor allem war mir die Darstellung der starken Frauencharakteren wichtig. Denn eine starke Frau bedeutet für mich, den Mut zu haben zu sich selbst zu stehen, so wie man ist und sich nicht hinter einer schönen Fassade zu verstecken oder sein Leben damit zu vergeuden den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Es wird Zeit, dass die Frauen endlich aufhören, diesem Idealbild der perfekten Frau – Karrierefrau, Supermami, treusorgende Ehefrau und großartige Geliebte in einem – hinterzujagen, denn damit machen wir uns nur selbst kaputt.

War der Lerato Verlag, der Ihr Buch verlegt, von Ihrer Idee sofort begeistert? Wie haben die Verleger auf Ihr Manuskript reagiert?

Meine Verlegerin Kati Ohst hat mir am 6.12.05, für mich ein „historisches“ Datum, eine Email geschrieben, in der sie mir mitteilte, dass der Lerato-Verlag das Buch verlegen möchte. Sie hatte mein Manuskript gelesen und war sofort davon begeistert.

Sie haben bereits eine Fortsetzung mit dem Titel „Das Leben ist wie ein Baguette“ angekündigt. Können Sie uns hier schon in Einzelheiten einweihen?

Die beiden Figuren Nina und Pepper haben es mir angetan. Es hat großen Spaß gemacht ihre witzigen Wortgefechte zu schreiben, so dass ich beschlossen habe, mit ihnen einen Fortsetzungsteil zu schreiben. Die beiden machen nun zusammen mit Peppers schrulliger, sexbesessener Oma eine Pilger- und Wellnessbusreise quer durch Frankreich.

Vielen Dank für die Zeit, die Sie sich für die Beantwortung der Fragen genommen haben. Wir wünschen viel Erfolg mit ihrem Buch und ich hoffe, Sie geben uns wieder ein Interview, wenn die Fortsetzung von "Sex und andere Peinlichkeiten" veröffentlicht ist.


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