Springer-Chef Döpfner: Zeitungsjournalismus hat große Chancen
Archivmeldung vom 21.11.2012
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtMathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, sieht im technologischen Wandel eine Chance für den Zeitungsjournalismus. In einem Essay für die "Welt" zeigte sich Döpfner davon überzeugt, dass der Zeitungsjournalismus das Beste noch vor sich habe. In den neuen Medien stecke "ein Potenzial, das die gedruckte Zeitung nicht einmal annähernd ausschöpft: Interaktivität, sekundenschnelle Aktualisierung, Verknüpfung von Informationen und Stichworten, unbegrenzter Platz, die Verschmelzung verschiedenster medialer Stile und Ästhetiken".
Dies seien "gute Zeiten für Journalisten, die etwas zu sagen haben". Papier habe zwar viele Vorteile und werde deshalb noch länger bestehen und von Lesern bevorzugt werden, als viele "Zeitgeist-Gurus" das heute voraussagten. Doch Journalismus sei nicht vom Papier allein abhängig. "Der Geist bestimmt die Materie und nicht umgekehrt", schreibt Döpfner, "die Zukunft des Journalismus von digitalen Informationsträgern abzukoppeln wäre ein törichtes Missverständnis."
Es sei ein Ausdruck der Verunsicherung von Verlegern und Journalisten, wenn auf Podien und in Interviews verbissen das Papier verteidigt oder der Untergang des Qualitätsjournalismus im bösen Internet beklagt werde. "Man sägt so an dem Ast, auf dem man sitzt. Selbstmord aus Angst vor dem Sterben." Eine weitere aus der Unsicherheit geborene Dummheit ist für Döpfner die "Propaganda der Kostenlos-Kultur".
Unabhängig recherchierter Journalismus habe seinen Preis und seinen Wert, schreibt Döpfner und folgert: "Deswegen brauchen digitale Zeitungen so wie analoge Zeitungen Bezahlmodelle. Nur wenn Qualitätsjournalismus in der digitalen Welt ein Geschäftsmodell ist, wird es künftig einen Markt und keine politisch gesteuerte Staatspresse geben." Auch wenn die Technologie sich radikal ändere, bleibe die Haltung des Lesers stabil: "Das, was die Menschen lesen wollen, was sie wirklich interessiert, das ändert sich viel langsamer, als wir glauben."
Quelle: dts Nachrichtenagentur