ADC-Sprecher Amir Kassaei in beef: "Deutsche Award-Werbung ist Zombie-Kreation"
Archivmeldung vom 18.06.2009
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Freigeschaltet durch HBSein Vorbild ist Muhammed Ali. Wie der größte Boxer aller Zeiten geht auch Amir Kassaei, DDB-Kreativchef und Sprecher das Art Director Clubs (ADC), keinem "beef" (US-Slang für "Streit") aus dem Weg. In einem Interview in dem von HORIZONT - Zeitung für Marketing, Werbung und Medien (Deutscher Fachverlag GmbH, Frankfurt am Main) und dem ADC gemeinsam herausgegebenen Kreativmagazin beef kanzelt Kassaei kurz vor Beginn des Festivals "Cannes Lions 2009" die deutsche Kreativwerbung harsch ab:
"Mehr als 95 Prozent der Arbeiten, für die deutsche Agenturen international Preise abräumen", so der zornige ADC-Chef, "haben mit der realen Welt nichts zu tun. Ich nenne sie Zombie-Kreationen. Die taugen für Grabkammern. Aber wenn sie ans Tageslicht kommen, dann fallen sie in sich zusammen."
Den Agenturen wirft Kassaei vor, mit kreativ ambitionierter, aber ökonomisch irrelevanter Arbeit zuvorderst auf Preise zu schielen: "Doch wir können noch so viele goldene Löwen im Regal haben, sie machen uns nicht satt." Werber hätten es in der Vergangenheit versäumt, über die Relevanz ihrer Kreation zu sprechen.
Während unter deutschen Kreativen der große Streit über das Thema Relevanz tobt, zeigen ihre internationalen Konkurrenten, wie sich Exzellenz und Effizienz ergänzen. Und weit mehr: Sie demonstrieren, wie sie mit Konventionen brechen und damit Kunden überzeugen.
Zum Cannes Festival, der weltweit bekanntesten Veranstaltung der Werbebranche, präsentiert beef preisverdächtige Kampagnen aus Australien, Großbritannien, El Salvador und den USA. Allen Arbeiten ist gemein, dass sie nicht nur ein Medium nutzen, sondern viele Kanäle. Nicht ohne Grund. Denn Anzeigen und Spots allein können Konsumenten kaum noch fesseln. "Uns muss es gelingen", erläutert US-Top-Werber Alex Bogusky in beef, "die Konsumenten durch ein multimediales Lauffeuer zu irritieren, zu provozieren."
Quelle: Verlagsgruppe Deutscher Fachverlag