Pro7 und die Million-Dollar-Lüge
Archivmeldung vom 18.05.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Galileo Spezial wandelte auf den Spuren des Heiligen Gral Die Aufnahmen der Gräber kannte der Sender. Gezeigt hat er sie nicht. Richtigstellungen zur Sendung
Den Geldkoffer mit einer Million Dollar hatte er bereits in der Hand, Aiman Abdallah, Moderator des „Galileo Spezial“ am Vorabend des Kinostarts zum „DaVinci-Code“, als ihn plötzlich ein Anruf seines Teams erreichte. Es gäbe neue Hinweise, die die vorgestellte Theorie des Landschaftsmodells von Abbé Saunière unglaubwürdig machen. Die Kreuzwegstationen in seiner Kirche entstammen einer Massen-Produktion, so die angeblich vollkommen neue Erkenntnis, die in Forscherkreisen allerdings seit Jahren ein uralter Hut ist. Damit, so Pro7, fällt das komplette Gebäude „Rennes-le-Château“ in sich zusammen. Saunière war also doch nichts anderes, als ein Landpfarrer. So endete das „Galileo Spezial“ zur Suche nach dem Heiligen Gral ebenso abrupt, wie unverständlich. Seither bewegt die Zuschauer vor allem zwei Fragen: Stimmt die Geschichte mit den Gräbern tatsächlich – und was hat es mit der Millionen-Dollar-Forderung auf sich?
Pro7 hat die Antwort nicht gegeben. Dafür springen die Macher der tellus Film
GmbH ein. Sie haben der Galileo-Redaktion nicht nur die entscheidenden Kontakte
nach Frankreich vermittelt, sondern kennen auch die Hintergründe und die
Forschungen von André Douzet. Entgegen der dreisten Behauptung im Rahmen der
Sendung, das Galileo-Team habe eine Spur aufgenommen, die niemand zuvor kannte,
hat tellus Film bereits im Juni 2005 eine DVD veröffentlicht, die genau diese
Geschichte um das Modell, das Grab von Joseph von Arimathäa und Perillos
erzählt. Neues hat Pro7 nicht beisteuern können.
Dass im Zusammenhang
mit dem Spezial nun nicht nur von einer Millionen-Dollar-Forderung die Rede war,
sondern die gesamte Sendung darauf aufgebaut war, hat uns zumindest in Erstaunen
versetzt. In den Gesprächen mit Pro7 war von einer solchen Intention zu keiner
Zeit die Rede. Richtig ist, dass Pro7 das Angebot vorlag, Aufnahmen der Gräber
zu einem in der Branche handelsüblichen Preis auszustrahlen. Dieser lag bei
weitem unter der im Galileo Spezial kolportierten Summe von einer Million
Dollar. Die Aufnahmen der Gräber zeigten wir dem für das Spezial
verantwortlichen Redakteur bei einem persönlichen Treffen Ende 2005 in München.
Pro7 wusste also um die reale Existenz der Gräber, die noch dazu in
einer von Pro7 nicht erwähnten notariellen Auflistung von 1632 explizit
beschrieben sind, Bescheid. Ebenfalls lag Pro7 eine handschriftliche Notiz des
Abbé Sauniére vor, die beweist: die Maquette hat er in Auftrag gegeben. Eine
These, der das Team übrigens nicht widersprochen hat. Dank modernster Technik
ließ sich sogar feststellen, dass der in dem Modell fixierte Roc Redon ziemlich
genau mit der Realität übereinstimmt. Gemessen an den Möglichkeiten der
damaligen Zeit eine Meisterleistung.
Richtig ist auch, dass eine Führung
als weltweit erster Sender überhaupt zu den Gräbern mehr gekostet hätte, als nur
die Ausstrahlung des Bildmaterials. Doch auch diese Kosten lagen bei weitem
unter einer Million Dollar. Es bestand zudem eine ausdrückliche Garantie, dass
keinerlei Zahlung für Pro7 fällig werden würde, sollten die Gräber nicht
existieren. Weshalb die Produktionsleitung zu dem Schluss kam, diese Option
nicht wahrzunehmen, bleibt uns unklar.
Alle Zuschauer, die sich nun
fragen, ob André Douzet, der übrigens zu keiner Zeit als Eremit in Perillos
gelebt hat, mit seiner These Recht hat, können sich sicher sein, dass die
Forscher in absehbarer Zeit die eindeutige Antwort geben werden. Während in
Deutschland das Thema vor sich hindümpelt, ist in Frankreich nämlich viel in
Bewegung geraten. Nach unseren Informationen kümmert sich der Staat bereits um
die Gräber. Eine sinnvolle Sache, um Grabräubern vorzubeugen, die ein
Weltkulturgut zerstören könnten. Denn bislang ist die auf der Maquette als „tomb
du christ“, als Grab des Christus bezeichnete Höhle unangetastet. Während klar
ist, dass sich im Grab des Joseph von Arimathäa ein Sarkophag befindet, ist
bislang noch nicht geklärt, was sich hinter dem verschlossenen, vermeintlichen
Christus-Grab wirklich befindet.
Quelle: Mitteilung der Tellus Film GmbH an Extremnews
Anmerkung der Redaktion:
Die von uns angeforderte Stellungnahme von Pro 7 liegt uns noch nicht vor.