US-Medien verbreiten PR-Berichte der Regierung
Archivmeldung vom 15.03.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.03.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Michael DahlkeHunderte PR-Geschichten der US-Regierung werden in Medien als Nachrichten verbreitet. Erst kurz zuvor war bekannt geworden, dass auch Kommentatoren bezahlt wurden.
«Danke, Mr. Bush, danke, USA», rief ein Iraker in die Kamera, als US-Truppen Bagdad eroberten. In einem anderen Fernseh-Bericht bezeichnet der Reporter die Maßnahmen der Regierung zur Verbesserung der Sicherheit in Flugzeugen als «eine der größten Erfolge in der Geschichte der Luftfahrtssicherheit». Beide Berichte wurden in Nachrichtensendungen von US-Fernsehstationen ausgestrahlt. Produziert wurden sie aber nicht von unabhängigen Journalisten sondern von PR-Agenten der US-Regierung.
Laut der «New York Times» wurden seit dem Amtsantritt von Präsident George W. Bush hunderte solcher vorgefertigter PR-Beiträge von TV-Stationen ausgestrahlt, ohne dass ihre Herkunft kenntlich gemacht wurde. Diese Praxis, die schon seit der Clinton-Regierung üblich sei, sei unter Bush aggressiv eingesetzt worden, schreibt das Blatt. Erst vor einigen Monaten war bekannt geworden, dass einige konservative Kommentatoren erhebliche Zahlungen von der Regierung erhalten hatten.
Klare Grenze
Nachdem der Skandal aufgedeckt worden war, kündigte Bush an, eine klarere Grenze zwischen Journalismus und Regierungs-PR ziehen zu wollen. Laut der «Times» produzieren staatliche Behörden aber weiterhin Berichte, häufig mit hochrangigen Offiziellen, die an die Sender weitergegeben werden. Das «Government Accountability Office», eine Art Rechnungshof der US-Kongresses, kritisierte diese Praxis als «verdeckte Propaganda» und forderte die Behörden auf, keine Berichte zu produzieren, in denen die Herkunft nicht klar gekennzeichnet sei.
Die Verantwortlichen der Regierungsstellen weisen dagegen auf die Verantwortlichkeit der Fernsehsender hin. «Sprechen Sie mit den TV-Stationen, die die Berichte gesendet haben», sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums der Zeitung. (nz)